News Detail: CD: Top Tipps
POP/ROCK
Joe Cocker: Heart & Soul
1968 beginnt Joe Cockers Karriere mit der bis heute tief im kollektiven Bewusstsein verankerten Version des Beatles-Klassikers "With A Litle Help From My Friends". Bis heute liefert seine einzigartige Kunst, sich fremde Songs zu eigen zu machen, seine größten Erfolge. Mit einer rauchigen Stimme als Erkennungsmerkmal ausgestattet, verfügt er zudem über ein Markenzeichen das ihn seit annähernd 40 Jahren unverwechselbar macht. Obwohl auch sein eigenes Liedgut sich nicht zu verstecken braucht, sind es doch eigentlich seine Coverversionen, die seine Fans an ihm am meisten schätzen. Zu seinem 60. Geburtstag, den er im Mai 2004 feierte, schenkt er sich und uns nun ein ganzes Album davon. "Heart & Soul" wartet mit zwölf erdigen, echten und handgemachten Rock-, Soul- und Rhythm'n'Blues-Klassikern darauf, die Charts zu erobern. "Ich habe mich nie der Arbeit eines Künstlers genähert, wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass ich etwas Anderes und Persönliches hinzufügen konnte. Es geht nicht darum, etwas verbessern zu wollen. Es gilt, dem Song eine eigene Geschmacksnote zu verpassen. Man kann ihm dadurch eine andere Art von Integrität verschaffen, voller Respekt und zur Ergänzung des Originals." In diesem Sinne verneigt sich Joe Cocker auf "Heart & Soul" u.a. vor Aretha Franklin ("Chain Of Fools"), Marvin Gaye ("What's Going On"), Paul McCartney ("Maybe I'm Amazed"), U2 ("One") und R.E.M. ("Everybody Hurts"). Zwei seiner musikalischen Widmungen gelten dabei den 2003 verstorbenen Musikern Robert Palmer ("Every Kind Of People") und Nina Simone ("I Put A Spell On You"). Selbstredend allesamt ehrliche und einzigartige Interpretationen, die den Originalen mehr als nur eine Geschmacksnote hinzufügen. Dank Joe Cockers Herz, Seele und Stimme fühlt sich die Welt tatsächlich ein Stück einfacher an. "Heart & Soul" erdet das zuweilen abstrakte Dasein auf angenehme Weise und wirkt mit seiner gefühlvollen Bodenständigkeit für den Körper belebend, für den Geist beruhigend. Dafür verantwortlich ist neben Joes Adaptionskompetenz der Umstand, dass alle Instrumente von Hand gespielt werden. Mit von der Partie sind u.a. Jeff Beck, Eric Clapton und Steve Lukather. "Im Laufe der Jahre scheint man es richtig lieb gewonnen zu haben, wenn ich Hits von anderen in Angriff nehme. Diesmal habe ich das im großen Stil gemacht und, wenn ich ehrlich bin, denke ich, wir haben unseren Job ziemlich gut gemacht." Genau so ist es!
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METAL
Rammstein: Reise, Reise
"Reise, Reise", ein Albumtitel, der alleine für sich stehend so ganz und gar unprätentiös wirkt. Rammstein wären nicht Rammstein, würden sie dem nicht ihre eigene Note hinzu fügen. So prangt auf dem Cover die Warnung "Flugrekorder nicht öffnen", und plötzlich findet sich der Betrachter zwischen dem 11. September, Flug- und Terror-Angst wieder. Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erleben, und sei es die ungebremste Bauchlandung irgendwo im Nirgendwo. Es klingt unglaublich, aber das martialische Sextett hat doch tatsächlich einige Experimente gewagt. Zärtlich tastet es sich an die Umgestaltung ihres Soundkostüms heran. Die ursprünglichen Zutaten sind zwar noch haltbar, stampfende Rhythmen, heftige Gitarren und immer wieder Till Lindemanns monotones Organ. Ungewöhnliche Elemente wie Mandolinen und Akkordeons bereichern jedoch das Gesamtbild. Ganz so brutal wie auf den Vorgängern hauen Rammstein nicht mehr auf den Amboss. Derbe Uptempo-Nummern sucht der Fan vergebens. Der schleppende Beat regiert, er gibt das Szepter nur sporadisch ab, und wenn, dann scheint es lediglich so, als ob jetzt gleich die Luzie ganz fürchterlich abgehen würde. Tut sie aber nicht.
Härte oder Schnelligkeit taugen als Gradmesser für Qualität so viel wie ein Nylonsöckchen fürs Skifahren. Wie sieht es also mit den Songs aus. Lindemann sorgt mit Textzeilen wie "sie ist hässlich, dass es graut, wenn sie in den Himmel schaut. Dann fürchtet sich das Licht, scheint ihr von unten ins Gesicht" für Lacher, daneben haben Rammstein durchaus den einen oder anderen Brecher im Gepäck. "Dalai Lama" zum Beispiel lehnt sich am Erlkönig an, quasi für die Luftfahrt umgeschrieben. Eine atmosphärisch schrecklich schöne Umsetzung. Wer jetzt noch fliegt, ist selbst schuld. "Los" ist der ungewöhnlichste Song der Rammstein-Historie. Wäre die instrumentale Begleitung ganz herkömmlich elektrifiziert, niemand würde den Unterschied zu anderen Rammstein-Stampfern bemerken. Im unplugged-Outfit ist das aber etwas anderes, zumal mit Countrygitarren-Zwischenspielen und Mundharmonika-Gejaule zusätzlich zwei humoreske Farbtupfer auftauchen. In bislang noch nicht erforschte Pop-Gefilde wagt sich "Amerika" vor, dient dem kaum versteckten Sarkasmus über us-amerikanische Seltsamkeiten lediglich als Transmitter. So einfach der Song, so einfach ist auch die Message gestrickt. Die Gegensätze des kalten Krieges finden auch in der Trackliste ihre Ausdruck wo "Amerika" direkt vor "Moskau" steht, einer etwas platten Verneigung vor der russischen Hauptstadt. Vorsicht jedoch beim Genuss bei der Autofahrt, es könnten Strafzettel für Geschwindigkeitsübertretungen folgen. Ein weiteres Gegensatzpaar folgt mit "Stein Um Stein" und "Ohne Dich". Während Lindemann in ersterem davon schwadroniert, jemanden ins Fundament einzumauern, klagt er in letzerem über den Verlust von ... keine Ahnung. Mit den Rammstein-Balladen habe ich so meine Probleme. Ging "Seemann" seinerzeit noch als stimmungsvoll-atmosphärisches Stück Musik durch, oszilliert bei "Ohne Dich" im Hintergrund die Schlagerparade durch. Reduziert den Song um verzerrte Gitarren und lasst statt des Lindemanns Till Hinterseers Hansi ans Mikro, und ihr habt den Gewinnertitel von 'Schlager sucht den Superstar' - ganz furchtbar das. Bei dem ihnen eigenen Humor würde es jedoch nicht wundern, wenn Rammstein das Teil als nächste Single auskoppeln würden, nur um zu schauen, wie weit eine Hartwurst-Combo mit einem Schlagersong in den Charts kommt. "Reise, Reise" unterscheidet sich von Rammsteins Vergangenheit letztendlich nur durch die vermehrt auftauchenden leisen Zwischentöne, ansonsten bleibt alles beim Alten. Nicht ganz, denn mit der Power ist auch etwas der ich-haue-mit-dem-Kopf-die-Wand-zu-Klump-Effekt verloren gegangen. Ansonsten herrscht solider Durchschnitt. Noch eine Kuriosität am Rande, Realsatire pur auf einer US-Fanseite: über "Amerika" steht dort: "according to the band, the song is not political; it simply describes things as they are." Is klar. Coca Cola, Wonderbra, Amerika, Amerika.
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POP/ROCK
Marianne Faithfull: Before The Poison
Johnny Cash musste auf Rick Rubin treffen, Kylie Minogue auf Nick Cave, und Marianne Faithfull gleich auf PJ Harvey und Nick Cave zusammen. Meine Güte, was für eine Allianz. Und sie hält, was sie verspricht: Die Frau mit der beeindruckendsten Stimme seit Nico legt mit "Before The Poison" ein Album voll horizontverdunkelnder und spaßverdrossener Songs vor, allesamt geflossen aus ihrer Feder und der der schwermütigen Dreifaltigkeit Harvey/Cave/Albarn.
Letzterer, der schon auf Faithfulls Vorgänger komponieren durfte, ist zwar nur einmal vertreten, sein "Last Song" macht dem Songtitel aber alle Ehre, und ist so weit von Blur entfernt, wie Kylie von Marianne. Düster, elegisch und unheilvoll breitet sich der rubinrote Soundteppich für die neue Queen of Darkness aus, auf dem diese gewohnt rauh und knarzend voran schreitet. Sobald sich im zweiten Refrain die einsetzenden Streicher über die mitreißenden Pianoakkorde legen, macht sich gar ähnlich erstickende Trauer breit, wie sie Johnny Cash in "Hurt" zu vermitteln wusste, und alleine die Vorstellung, Faithfull hätte mit dem Man In Black vor dessen Tod noch ein Duett eingespielt, lässt einen frösteln. Zwei Stimmen für die Ewigkeit. Dass Marianne Faithfull die elektronischen Experimente von "Kissin Time" ad acta gelegt hat, prophezeit schon das vor Erhabenheit strotzende, in ockerbeige gehaltene Cover, das glatt einem Gemälde der Rokoko-Zeit entstammen könnte. Die Songs sind nicht minder stilvoll: Ähnlich der französischen Legende Juliette Gréco, die als Muse der Existenzialisten gilt, schwimmt auch Faithfull im tiefen Strom molllastiger Melancholie, und erreicht dabei mitunter gedanklich das linke Seine-Ufer, etwa wenn sich ihre Stimme an den alten Gegensatzpaaren Liebe und Tod, an Gut und Böse reibt.
"I have no time for hate or love, hey child, you're so full of woe" stellt sie im berührenden "No Child Of Mine", einem Duett mit Harvey, fest. Doch auch Faithfull bleibt eine Suchende, die das Geheimnis der Liebe nicht entschlüsseln kann, sich im Titeltrack gar die Giftspritze setzt, um das sich anschließende Gefühl zu beschreiben. Die Songs selbst stehen den Texten an Dramatik in nichts nach, leben von der Reduktion instrumenteller Mittel und der damit einher gehenden Konzentration auf die Essenz, das Skelett. Die von Cave geschriebene Pianoballade "There Is A Ghost" gehört sicher zu den bewegendsten Songs, die die Grand Dame je eingesungen hat. Erfrischender als im Frauen-Doppel "My Friends Have" mit PJ hat man sie nie zuvor rocken gehört. Und selbst der anfänglich wirr erscheinende, laute Cave-Rocker "Desperanto", den Faithfull mit Sprechgesang veredelt, fügt sich nach und nach dem Gesamtbild. Ein gewaltiges Album.
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POP/ROCK / DEUTSCH
Juli: Es Ist Juli: Enhanced
Wenn eine Band, die sich selbst Juli nennt, mit "Die Perfekte Welle" leicht verspätet gerade noch den Ausklang eines wirklich englisch geratenen Sommers kommentiert und ihr Debütalbum im September auf den Markt wirft, muss sie wirklich andere Qualitäten besitzen, als mit ihrem Namen einen Gag zu landen. Und Qualitäten hat die Band um Eva Briegel zweifelsohne zu Genüge.
Zahlreiche regionale Preise aus der Rock- und Popszene konnte die Combo damals noch unter dem Namen Sunnyglade bereits abräumen. Orientiert an 2raumwohnung, Rosenstolz und Wir Sind Helden versucht sich das Quintett nun am Aufstieg in die Elite-Riege des Deutschpop.
Auf eben genannte Bands zielend, treffen Juli wohl am ehesten den Stil von WSH, wenn auch der Opener "Warum" anderes vermuten lässt. Rockende Power-Chords begleiten echte Schulmädchen-Literatur. "Warum ist doch egal ... denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig". Nach dieser Schmachtgurke hat man allerdings den einzigen peinlichen Teil des Albums bereits überstanden - versprochen. "Du stehst in den Sternen, ich seh' rauf zu dir; und ich find's geil, dich so zu seh'n". Keine große Lyrik, aber ehrlich und schön. Ebenso auch der folgende Nostalgieschinken "Geile Zeit". Musikalisch klingt das alles wie eine bunte Mixtur aus Rock mit angezogener Handbremse und irgendetwas in Richtung Roxette. Dazu veredelt die Stimme der Sängerin, mal rotzig ("Geile Zeit, Anders"), mal anhimmelnd glasklar ("Tage Wie Dieser", "November"), beinahe jeden Song zu einer Deutschrockperle. Trotz des sommerlichen Namens ist das Album der Band keinesfalls als reines Gute-Laune-Machwerk konzipiert und sollte auch nicht so abgehandelt werden. Diskutabel ist sicherlich, wie tief die interpretatorischen Möglichkeiten eines Songs wie "Die Perfekte Welle" reichen. Als Surfsong ist das Ding allerdings sicher nicht gedacht. Das beherrschende Thema der Platte ist, wie bei Popmusik üblich, die Liebe in all ihrem Facettenreichtum und aus jedweder Perspektive. Dieses Thema hat ja (meistens) länger Aktualität als nur während der warmen Monate. Und durch die recht hohe Wahrscheinlichkeit der Selbstidentifikation mit den Songs bescheren die Texte auch eher ein Wechselbad der Gefühle als reine Teletubbie-Glückseligkeit.

"Es Ist Juli" präsentiert sich als homogene Ansammlung schöner, handwerklich ehrlich gemachter Deutschpopstücke mit einem angemessenen Schuss Rock, um sich aus der Masse hervorzuheben. Die Reggae-Schnipsel in "Kurz Vor Der Sonne" bleiben zwar ein ebenso großes Rätsel wie der Name der Scheibe, fest steht jedoch, dass Juli ein ähnlich überzeugendes Debüt-Werk wie seinerzeit die Helden auf den Markt werfen und in den nächsten Jahren in Sachen charttauglicher Musik aus deutschen Landen wohl ein Wörtchen mitsprechen dürfen.
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HIP HOP/RAP
Die Fantastischen Vier: Viel (Standard Edition)
"You've Come A Long Way, Baby" titelte Fatboy Slim. Zwei Jahre bastelten Die Fantastischen Vier an ihrem Comeback. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Verknüpfung von Tiefgang, eigenem Style und einfallsreichem Humor war immer die Stärke des Quartetts. "Viel" frönt diesen Talenten mit der gewohnten Wortgewalt und frischen Grooves. Man kann den Fantas vorwerfen, was man will: stehen bleiben sie nicht. Dass Smudo, Thomas D., Andy Y. und Hausmarke (seines Zeichens Executive Producer) heiß auf ein neues Kapitel Bandgeschichte waren, dokumentiert der Oldschool-Opener "Bring It Back". So harte Gitarren gab's seit "Genug Ist Genug" nicht mehr. Die Abgeh-Nummer featured Lieblingsfeindin Sabrina Setlur, die den Stuttgartern in alter 3p-Tradition fett einschenkt: Selbst-Ironie und -Referenz at its best. Ähnliches trifft auf das achtzigeraffine "Geboren" (u.a. mit (Max Herre) zu. Smudo zeigt ziemlich funky, was in Deutschland den qualitativen Unterschied zwischen Casting-Shows und einer gewachsenen Band ausmacht. Dieser Textsport wurzelt in Erfahrung, benötigt Abgeklärtheit und lebt von beständigem Feilen an prägnanten Worten, Sätzen und Reimen. Den gewohnt scharfen Blick für die Banalitäten und kleinen Wahrheiten des Alltags beweisen Nummern wie "Leben Zu Zweit" oder der Reggae-Track "Keine Lösung" (mitproduziert von den Silly Walks). Thomas D. formuliert im von Streichern eingeleiteten und melancholischen Downtempo-Track "Sommerregen" lieber allgemeiner. "Mein Schwert" präsentiert sich inhaltlich und soundmäßig als eine modernisierte Version des Erfolgs-Tracks "Krieger". Der Fachmann für Beziehungsgeschichten, Hausmarke, verbreitet mit "Ewig" Funk-Pop-Feelings zwischen Elektronik und Live-Charakter. So klangen die Fantas noch nie (Max Herre half hier beim Text). Der locker tanzbare Midtempo-Groove von "Jede Generation" (der Plattenpapzt drehte mit an den Reglern) überzeugt mit einer eingängigen Hook im Refrain, während sich das Quartett in "Hey" an modernem R'n'B orientiert. Die Party-Single "Troy" macht die eine Diskussion über Hip Hop oder Pop zwar überflüssig, bleibt aber ähnlich wie "Ruf die Polizei" musikalisch weniger spannend. Dennoch verbreiten die Tracks unpeinlich viel gute Laune. In Sachen reflektierte Selbst-Ironie macht diesen Popstars kaum einer was vor. Die Fantastischen Vier bleiben sich insofern treu. Trotzdem erscheint die Band in einem anderen Licht. Anno 2004 geben sie sich elektronischer, hitverdächtig und tanzbar. Und liefern nebenbei eine Sound-Bandbreite ab, die der "4. Dimension" alle Ehre macht.
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POP/ROCK
Phil Collins: Love Song - A Compilation: Old & New (2 CD)
Sein neues Album, die Compilation "Love Songs", liegt dem Briten sehr am Herzen. Und genau von dort kommen auch die Songs, die Phil Collins aus seiner über dreißig Jahre währenden Karriere für das aktuelle Doppelpack ausgesucht hat. Per Luftpost mit Phil Collins-Briefmarke und dickem Kussmund auf dem Cover erreichen uns die 25 Liebeslieder, die der singende Romancier für "Love Songs" zusammengestellt hat. Liest man den Begleittext in Booklet durch, so gewinnt man den Eindruck, Phil Collings habe sich mit "Love Songs" einen lange gehegten Wunschtraum erfüllt. Alles andere als zufällig ist die Auswahl der Liedtitel. Mit viel Herzblut ging der kahlköpfige Mann aus Chiswick hier zu Werke. Er versammelt eigene Kompositionen, stellt ihnen eine ganze Reihe Songs aus fremder Feder an die Seite und erhebt "Love Songs" damit in den Rang einer heimlichen 'Best Of', die seine vor einigen Jahren erschienene Hitsammlung um die persönlichen Momente ergänzt. Natürlich fehlen auch auf "Love Songs" die Chartbreaker nicht, schließlich feierte Phil Collins mit gefühlvollen Balladen wie "One More Night" oder "Groovy Kind Of Love" einige seiner größten Erfolge. Die bestreiten auf dem ersten Silberling die Pflicht. Viel interessanter als seine bekannten Hitsingles sind aber die zahlreichen Coverversionen, die Phil Collins auf "Love Songs" versammelt. Allesamt Songs, die er am liebsten selbst geschrieben hätte, wie er im Booklet-Text freimütig bekennt. Hier folgt also die Kür des Herrn Collins, hier schwimmt er sich frei und wartet etwa mit einem Cover des Curtis Mayfield Songs "I've Been Trying" auf. Ungewohnt soulig und schlicht inzeniert Collins den Song und setzt damit einen schönen Kontrapunkt zu den eher opulenten Arrangements auf der ersten CD. Gegen Ende gewinnt "Love Songs" mit den dort versammelten Live-Versionen etwas an Fahrt. Aus dem Quartett der Live-Aufnahmen sticht das mit dicken Bläsern aufwartende Cover des Temptations Hits "My Girl" am deutlichsten heraus. "The Way You Look Tonight" setzt den Schlusspunkt unter die 25 Liebeserklärungen im Songformat.
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JAZZ / SOUL
Joss Stone: Mind, Body & Soul
Es war eine geschickte Strategie, Joss Stone im Kontext älterer und selten gehörter Soulperlen debütieren zu lassen. Platin- und Goldauszeichnungen, über zwei Millionen verkaufte Einheiten und Chart-Entrys in über 13 Ländern sprechen eine deutliche Sprache. "Sie braucht keine trendige Single mehr. Heute wird ein neues Joss Stone-Album von einem internationalen Publikum heiß erwartet, weil sie eine begnadete Sängerin toller Songs ist", resümiert Steve Greenberg, der Chef von Joss Stones US-Label S-Curve-Records. "Das ist für eine junge Künstlerin eine unglaublich befreiende Ausgangsposition." Und nicht nur das! Zugleich wird Joss Stone von zahlreichen Soul-Größen umschwärmt. Stevie Wonder kann sich nicht zurück halten, ihr seine Hochachtung mitzuteilen. Die besten Songschreiber, Lamont Dozier (The Supremes) und Desmond Child (Aerosmith, Bon Jovi, Ricky Martin) komponieren für sie. Eine ganze Schar 70er Soul-Instrumentalisten spielt die Backgrounds ein, darunter auch Nile Rogers von Chic, Angie Stone langt in die Tasten, und The Roots-Drummer "?uestlove" fehlt derzeit eh auf keiner ordentlichen Black Music-Scheibe. Das Video zur Single "You Had Me" inszenierte zudem Chris Robinson, der schon bei den hochrotierenden Clips von Usher, Alicia Keys, Jay-Z, Beyoncé und Lenny Kravitz im Regiestuhl saß. Zu den Vermarktungsmethoden der Generation VIVA bezieht Joss Stone allerdings klar Stellung. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Musik besser war, bevor es MTV gab. Videos zu drehen ist ein notwendiges Übel, das mir eigentlich nicht zusagt."
Damit macht sie einmal mehr deutlich, dass es ihrer reinen Seele um pure, echte und handgemachte Musik geht. Um ehrliches Songwriting und das gemeinsame Musizieren in einer Band. Deshalb eröffnet sie "Mind, Body & Soul" mit dem live eingespielten Opener "Right To Be Wrong". Die balladeske Rhythm Country'n'Blues-Hymne weist den Weg ins Nu Soul-Old School Universum von Joss Stone. "Einerseits bin ich ein Kind der heutigen Zeit und mit ihrer Musik aufgewachsen. Andererseits höre ich am liebsten alte Soul-Musik. Die hat zwar ein bisschen Staub angesetzt, aber im Vergleich zur heutigen, sehr ausproduzierten Musik, klingt sie so viel besser und echter. Deshalb ist 'Mind, Body, Soul' eine Mixtur aus Altem und Neuem. Ich möchte mich einfach vom herkömmlichen Pop-R&B unterscheiden. Jedenfalls ist das der Vibe, den ich mir für die Platte gewünscht habe." "Jet Lag" groovt auf einem R'n'B-Fundament noch lässig aus den Boxen, bevor mit "You had Me" die Bude heftig bebt. Lied Nummer drei funkt sich mit Clavinet-Hooklines supersticious durch ein perfektes Arrangement. "You Had Me" wird Black Music-Geschichte schreiben, versprochen! Zur Beruhigung kredenzt Joss Stone mit "Spoiled" ihren persönlichen Lieblingstitel von "Mind, Body & Soul". Wie später auf "Security" strahlt im balladesken Kontext ihr gesanglicher Reichtum besonders hell. "Dont' Cha Wanna Ride" lässt es gemütlich angehen und shuffelt genüsslich vor sich hin. Soul, Reggae und eine fette Portion Jamaika-Lässigkeit gibt's auf "Less Is More", das vom Lauryn Hill-erfahrenen Commisioner Gordon produziert wurde.
Das tanzbare "Snakes And Ladders" flirtet mit Subbässen im trippigen Ambiente. "Don't Know How" liefert bluesiges Dancefloor-Futter allererster Güte. In "Killing Time" kostet sie ihre Oldschool-Vorliebe noch einmal aus, bevor uns "Sleep Like A Child" aus einem großartigen Album orgelt. "Ich versuche, das Beste aus meinen Vorschusslorbeeren zu machen. Wenn es klappt, dann darf ich vielleicht auch in fünf Jahren noch Platten aufnehmen." Ganz sicher, liebe Joss! Ganz sicher!
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SOUL / INTERNATIONAL
Zap Mama: Ancestry in Progress
Nach einem stilvollen Intro mit smoothem Beatboxing gewährt "Sweet Melody" erste Eindrücke vom songschreiberischen Können Marie Daulnes, dem kreativen Kopf von Zap Mama. Feinfühlig und innovativ geht sie mit der Melodieführung im exotisch - vertrauten World-Pop-Kontext um. Ihre eingängigen Tonfolgen beziehen sich deutlich auf afrikanische Roots, sind europäischen Ohren jedoch ohne Mühe zugänglich. "Vivre" deutet erstmals ihre Sympathie für amerikanischen Hip Hop an. Zusätzlich baut die sichere Single auf ein Afro-Latin-Pop-Gerüst mit Schigge-Schigge Mitsing-Refrain, bei dem sich ein Vergleich zum Multi-Kulti-Flair der Black Eyed Peas anbietet. "Vivre" bewegt sich ebenso unkonventionell und einfallsreich durch die Stile wie BEPs "Elephunk". Zwischen afrikanisch inspiriertem World-Pop und Black Music bewegt sich "Bandy Bandy", das von Erykah Badus Neo-Soul-Stimme gekrönt wird. "Yelling Away" stellt abermals Hip Hop-Attitüden ins Zentrum. Auf einem obskuren Sitar-Motiv sorgen die Gäste Talib Kweli und ?uestlove (The Roots) für die Beat- und Reimfluten. "Yelling Away" ist dank Ohrwurm-Refrain ebenso ein heißer Anwärter für eine Singleauskopplung wie das tanzbare "Miss Q'N". Über die gesamte Länge strahlt "Ancestry In Progress" Kraft, Ruhe und Ausgeglichenheit in allen Belangen aus. "I feel I can be a bridge between two cultures" meint dazu Marie Daulne. Nicht nur zwischen den Kulturen erschafft sie musikalische Brücken, alle scheinbaren Gegensätze lösen sich in ihren Kompositionen in komplementäre Einheiten auf. Das Ganze ist eben mehr als die Summe seiner Teile.
In allen 15 Songs gelingt eine fast beängstigend perfekte Fusion aus afrikanischen und westlichen Elementen. Studiotechnisch entspricht "Ancestry in Progress" den höchsten Ansprüchen. Modernste Elektronik und Tradition sind auch hier kein Widerspruch, wie der Afro-Drum'n'Bass "Ca Varie Varie" beweist.

Laut Tracklist entlässt das funkige "Zap Bébés" die Hörenden aus einem vollkommenen World-Pop-Album. Den eigentlichen Rauswurf erledigt ein Ghost-Track mit afrikanischen Buschgeräuschen und einem sanft gesummten Liedchen. Schöner und ausdrucksstärker kann man den 'One World'-Gedanken musikalisch nicht formulieren.
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POP/ROCK
Interpol: Antics
Nebel ist bezeichnend für die Songs, die Platten und das komplette Auftreten von Interpol. Man muss diese Band im Nebel entdecken, denn das Verschwommene, das Versteckte ist Grundstein ihrer Musik. Ganz weit weg scheinen die Songs, ganz weit weg diese vier Hipsters in ihren dunklen Anzügen. Im Nebel der zwei Jahre seit Interpols Debüt "Turn On The Bright Lights" hat sich nicht viel verändert: Joy Division und die Chamelons sind immer noch die großen Eckpunkte. Aber die New Yorker sind nicht mehr ganz so sanft und langsam wie auf ihrem Debüt und lassen es dieses Mal gerne etwas rockiger und lauter angehen. Und immer noch kann wohl kaum eine Band der letzten Jahre so viel Stil, Würde und Stolz vorweisen wie Interpol. Von Paul Banks unglaublicher Stimme, die mit solchem Stolz trauern kann und trotzdem nie die Geschichte eines gebrochenen Mannes erzählt, sondern in jeder Silbe das Fünkchen Stolz trägt, das sich nicht unterkriegen lässt, bis hin zu den knochentrockenen und ultra-tighten Instrumenten, die die Songs nahezu schweben lassen: der Glanz dieser Musik tönt immer durch, und er gibt sich nur dann richtig preis, wenn man den Nebel ganz langsam von dannen ziehen lässt. Erst nach und nach dringt die Größe der Songs durch die Schwaden. Bald offenbaren sich Interpol ein zweites Mal als "slave(s) to the detail(s)", und ihre Songs strahlen in einer solchen Perfektion und Größe, wie man es nach den ersten drei, vier Hördurchgängen nicht für möglich gehalten hat. Ein Wort wie "ausgefeilt" trifft kaum die Ausmaße dieser Detailbesessenheit. "Antics" ist fanatisch akribisch. Alles sitzt exakt an dem Ort, an dem es seine Berechtigung hat. Nichts klingt falsch, nichts klingt seltsam. Diese Platte verfolgt eine solch exakte Linie, wie man sie nur selten gehört hat. Es sind Momente wie der Anfang von "Evil", wenn Sänger Paul Banks so bittend und zerbrechlich das Wort "Rosemary" ausspricht, oder wenn im selben Monster von einem Song für einen kurzen Moment alles still steht und dann eine einzelne Gitarre mit klitzeklar gespielten Akkorden eine neue Runde im Song einläutet, die diese Band ausmachen. Dann möchte man nur auf den Boden fallen und Interpol anbeten und ihnen für die Gänsehaut auf dem eigenen Rücken danken. Und die Worte aussprechen, die man in jeder Sekunde von "Antics" fühlt und die wohl auch Kollege Henze bei seiner Nebelaktion dachte: "Was für eine Platte. Was für eine Band."
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MUSIK DVD
Depeche Mode: Devotional Tour - Live in Concert (2 DVD)
Fragt man Depeche Mode-Fans, die ihre Freizeit auf 101 Stunden langen DM-Parties in Hamburg zubringen, nach ihrer Lieblings-Bandphase, kommt im Schnitt sicher das Jahr 1986 heraus. Damals erschien "Black Celebration", das düsterste Album der Engländer bis dato, und obendrein durch und durch elektronisch. Im Gegenzug gefriert dem Großteil jener Anhänger das Gesicht zur Grimasse, sobald man aufs Jahr 1993 zu sprechen kommt. Mit "Songs Of Faith & Devotion" entdeckten Depeche Mode damals den Rock'n'Roll (pfui!), mit der Single "Condemnation" versuchten sich die Engländer gar an uramerikanischem Gospel (bäh!), und das alles dank des über Nacht langhaarigen (igitt!) und frisch nach Kalifornien umgesiedelten Grunge-Fans Dave Gahan. Zwar weiß die Legende um den Unmut, den Gahans Enthusiasmus bei den Kollegen Gore, Wilder und Fletcher auslöste, als der Sänger ferner für einen deutlich rockorientierteren Live-Ansatz des Quartetts plädierte. Dennoch gilt die Devotional Tour 93/94 als exemplarisch für die Abkehr von der steifen, über Jahre hinweg eisern befolgten Kraftwerk-Performance-Logik und brachte sogar zwei soulige Backgroundsängerinnen auf eine DM-Bühne. Martin Gore schnallte sich noch öfter als bisher die Klampfe um und huldigte im silbernen Glitzer-Outfit seiner Glam Rock-Jugend, während sich Technikgenie Alan Wilder nach zweijährigem Crash-Kurs hinter ein echtes Schlagzeug setzte. Nun brauchte ein Song wie "Never Let Me Down Again" zum Nachweis seiner Klasse zwar nicht unbedingt zusätzliches Live-Drumming, neuen Songs wie "In Your Room" verpasste Wilder aber mit geringen Mitteln ungeheuren Druck. Überhaupt: so desaströs die Mammut-Tournee mit über 150 Konzerten in eineinhalb Jahren, Nervenzusammenbrüchen, Drogen-Exzessen und vier nur noch über persönliche Betreuer miteinander kommunizierenden Bandmitgliedern auch endete, auf der Bühne ging's ordentlich ab, und Anton Corbijns Visuals (Wahnsinn: "Walking In My Shoes", "I Feel You") sowie das Bühnendesign gehören zu dessen besten Arbeiten. Erstmals bekommt der Fan auch die Songs "Policy Of Truth" und "Halo" aus Frankfurt und Barcelona serviert, wenn auch lieblos ans Konzertende angehängt. Gahan missachtet mit seiner spirituellen Halskrause zwar eklatant den bis dato bei Depeche immer sehr wichtigen Style-Code, seine Frontmann-Turnereien auf der gigantischsten Bühne seit Bandbestehen und die dadurch ausgelöste Euphorie im Publikum lässt sich aber auch elf Jahre später auf der Wohnzimmercouch noch gut nachvollziehen. Nur Corbijns altbekannte Vorliebe für unscharfe Kamera-Einstellungen überschreitet manchmal doch die Grenze zum Pixelchaos.

Richtig ärgerlich ist aber, dass Mute mal wieder schlampige Produktionsmethoden großzügig durchgehen ließ. Die Videoclips auf der zweiten DVD sind aufgrund von Lautstärkeschwankungen praktisch unmöglich zu genießen, auch wenn so schwer zu bekommende Clips wie "One Caress" Beachtung finden. Für alle Kneipen- oder Clubbesitzer unter den Devotees hat man die zweifellos tollen Live-Projektionen noch mal in einer Extrarubrik als Vollbild mit drauf gepackt. Immer wieder schön anzusehen ist dafür Bonus-Material wie Interviews, diesmal in Form einer MTV Rockumentary. Mute-Chef Daniel Miller beeindruckt dort mit reichlich Haupthaar, Gahan philosophiert drogentrunken über seine neu erlangte Sicht auf den Prozess des Musikmachens, und Corbijn sagt Sätze wie: "In the beginning I thought they were a teeny boppy band, so I didn't really want to touch them". Warum sich das ab 1986 änderte, erzählt der Filmemacher überdies in einem Extra-Monolog. Die Show-Gigantomanie jener Tage und das Wissen um ihre beinahe katastrophalen Folgen für einzelne Bandmitglieder gruselt im Nachhinein ebenso, wie sie dank Corbijns fantastischer Konzeption fasziniert. "Devotional" zeigt einen komplett anderen Live-Ansatz als "One Night In Paris" oder "101" auf, und ist daher auch Besitzern jener DVDs zu empfehlen. Außerdem schaffte es erstmals seit 1986 der Song "Fly On The Windscreen" wieder ins Live-Programm, woran auch die "Black Celebration"-Fanfraktion ihre dunkle Freude haben dürfte.


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Text-Quellen: Diverse
07.10.2004 20:16:48 / enzo
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