News Detail: CD: Top Tipps |
POP/ROCK
Go
Betweens: Oceans Apart: Limited Edition (2 CD)
Die Bahn kommt. Meistens zu spät. Derartige Erfahrungen dürften
auch der Go-Betweens-Hälfte
Robert Forster nicht fremd sein, wohnte er doch nach dem Bandsplit 1990
jahrelang in Regensburg, bis es ihn kürzlich wieder in die Heimat
Australien, und damit hin zu Partner Grant McLennan zog. Anstatt nun aber
Spott und Häme über den deutschen Schienenverkehr auszuschütten,
schreibt der Geschichtenerzähler Forster aus der Distanz lieber einen
schönen Song über eine Zugfahrt, wenn auch über eine besondere,
seine letzte nämlich von Regensburg nach Frankfurt. Dass "Here
Comes A City", und man muss das einfach mal so sagen, zu den besten
Go-Betweens-Songs
überhaupt gehört, liegt nicht nur am Akzent, mit dem Forster
die Stadt Etterzhausen ausspricht, auch nicht an seiner gewohnt klugen
Beobachtungsgabe ("Why do people who read Dostoevsky always look
like Dostoevsky?"), sondern eben auch am atemlosen Drive des Songs,
den man erst in der Rückschau auf die vergangenen zwei Alben vermissen
darf. Wobei man nach Genuss des neuen Albums an gar nichts mehr denkt,
außer an repeat, repeat, repeat. Waren die Songs auf "Bright
Yellow Bright Orange" und allen voran der mal wieder nicht gechartete
Hit "Too Much Of One Thing" beängstigend nah an der Definition
reinen Gitarren-Schönklangs, glänzen die kompositorischen Antipoden
Forster/McLennan heuer abwechselnd mit jugendlich-kratzigem Elan, haaraufstellender
Melancholie und einer ungewohnt dicken Produktion. Ohne Übertreibung:
Ihren an Pop-Highlights wahrlich nicht armen Back Catalogue bestücken
die Australier auf "Oceans Apart" mit mindestens acht neuen
Klassikern. "No Reason To Cry" dürfte aufgrund zarter Keyboard-Einschübe
den Tränenausfluss nur noch verstärken, "Boundary Rider"
erklärt, wie man ihn wieder stoppt, und "Finding You",
tja, ein solch atemberaubender Song macht Bands wie Travis
eigentlich überflüssig. Mark Wallis, der schon den Smiths
und U2 mit guten
Ratschlägen zur Seite stand, hat den um Adele Pickvance (Bass, Gesang)
und Glenn Thompson (Drums, Gitarre, Keys) angewachsenen Go-Betweens-Vierer
in klare Soundgewässer gelenkt, und den noch elaborierteren Songwritingkünsten
den letzten Schliff verpasst. Man hört Forster und McLennan förmlich
an, wie viel Spaß ihnen die Aufnahmen in London gemacht haben müssen,
etwa wenn sie sich im Opener mit "Hey, hey"-Rufen selbst anstacheln
oder in "Lavender" die Zeile "Everybody said that ..."
nach einer kurzen Pause mit den Worten "she's good in bed" beenden.
Man müsste über jeden einzelnen Song einen eigenen Abschnitt
verfassen, wenn es einem nicht ständig so ergehen würde wie
bei den Klängen von "Statues", die einem außer dem
Atem auch die Sprache nehmen. Wäre die Welt eine gerechte, wären
alle öffentlichen Radiosender so mutig wie FM4, oder hätte das
Schicksal endlich ein Einsehen mit dem ewig unterschätzen Traumduo
Forster/McLennan und würde es behandeln wie Lennon/McCartney
oder wenigstens wie Morrissey/Marr,
dann käme auch die Historie der Go
Betweens im 27. Bandjahr zu einem Happy End. "Oceans Apart"
ist zweifellos nicht nur das wichtigste der drei Go-Betweens-Alben
seit dem Comeback im Jahr 2000, es ist eines der perfektesten überhaupt.
Trommelwirbel.
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DANCE
Fischerspooner:
Odyssey
Es gibt so bestimmte Momente, an die kann man sich ein Leben lang erinnern.
Und oft sind diese Momente in unseren Gehirnen mit bestimmten äußeren
Reizen wie beispielsweise einem Song gekoppelt, so dass wir, wenn wir
eben diesen Song mal wieder hören, sofort das zugehörige Bild
unvermittelt vor unser inneres Auge geliefert bekommen: "Weißt
Du noch Schatz, bei dem Lied haben wir uns das erste Mal hinter der kleinen
Strandbar auf Cosa Mui so richtig dolle geliebt!" "Hach, natürlich
weiß ich das noch", sagt dann der Schatz. Es gibt aber auch
Stücke von Musik, da funktioniert dieser Mechanismus gerade andersherum:
Da weiß man noch genau, was man gerade getan hat, oder auch wo man
gerade war, als man zum ersten Mal dieses oder jenes Irrsinnsstück
gehört hat. So weiß ich beispielsweise noch ganz genau, wann,
wo und mit wem ich das erste Mal Fischerspooners
"Emerge" in meine unvorbereiteten Technoöhrchen geballert
bekam. Und das, obwohl ich mich ansonsten an gar nichts mehr von diesem
wilden Abend in der Hi-Bar erinnere. Tja, Emerge. Damals. Der Beginn von
Fischerspooners
kometenhaften Weg an die Spitze der Mainstreamhitparaden. Gerade noch
strictly Gayscene experimental artsyfarsty Underground, Sekunden später
bereits in Top of the Pops. Wer hätte das gedacht ? Aber eigentlich
kein Wunder: Was für ein Track! Unglaublich. Monströs. Und sogar
heute, knapp drei Jahre und 100.000 Hördurchgänge später,
nervt es mich nicht im geringsten, wenn ich das Stück irgendwo auf
einem Tanzvergnügen höre. Im Gegenteil, ich erinnere mich dann
...
Und nachdem das Experiment "Wie weit komme ich mit meiner kleinen
Freakshow im stocksteifen Musikbusiness" mit dem CD-Erstling "1"
und ebenjenem legendären Auftritt in Top of the Pops zu einem rundherum
runden Abschluss gebracht worden war, wurde es erst mal ruhig um die beiden
Herren Fischer und Spooner. Die sich nun aber (endlich) doch dazu durchgerungen
haben, die Welt mit einem weiteren Album zu beglücken. Eine Aufgabe,
die vor allem Casey (Spooner) nach eigenen Angaben so manche sorgenvolle
Minute bescherte. War man zu Emerge-Zeiten noch losgelöst von jeglicher
interner wie auch externer Erwartung losgezogen, den Popolymp mit einer
exzentrischen Electro-Performance-Video-Art-Nummer zu erobern, so machte
man sich nun um so mehr Gedanken. Was sollen wir tun? Wo geht die Reise
hin? Welches Raumschiff sollen wir wählen für unsere Odyssey?
Die Antwort auf all diese Fragen ist schlicht aber effektvoll: Pop. Wurden
FS nach #1 gerne als "Electroclash"-Band geführt, so hat
doch mittlerweile eine wundersam sanfte Metamorphose zur Popband stattgefunden.
Denn: "Odyssey" ist Pop pur. Electropop zwar natürlich,
doch von Clash kann zumindest rein formal auf "Odyssey" nicht
die mehr Rede sein. Was ja auch gar nichts macht. Im Gegenteil. Denn wenn
wir hier im Zusammenhang mit FS von Popmusik reden, ist nicht irgendeine
mainstreamtaugliche Larifarimucke gemeint, sondern moderne, wohldesignte
und songorientierte Hightechtrax, die ausnahmslos genau auf den Punkt
kommen. Den P-Punkt nämlich. Interessant in diesem Zusammenhang ist
auch die Tatsache, dass, abgesehen von ein paar wenigen eingestreuten
Gitarrensprenkseln, zwar ausschließlich elektronische Kistchen auf
Odyssey ihr Werk verrichten, und man dennoch stets das unterschwellige
Gefühl hat: Da spielt doch eigentlich eine Band. The Casey Spooner
Robot Band. Diese Robot Band ist immer noch Warren Fischer, dem, zeitweise
vom wohlbekannten Madonna-Produzenten
Mirwais unterstützt, es auf "Odyssey" auf eindrucksvolle
Weise gelingt, Supersynthetisches sehr organisch und wie "ne echte
Band" klingen zu lassen. Ganz nebenbei werden dann auch noch auf
mehr oder weniger sublime Art und Weise Musiken und Künstler vergangener
Jahrzehnte zitiert. Nicht imitiert. Doch hört man beispielsweise
"Never Win" schon ein wenig an, dass es da mal eine kleine unbekannte
Acidfreundegang namens Pink
Floyd gab, die einen lustigen kleinen Song über eine Mauer
in den Köpfen vieler Menschen geschrieben haben. Und wo man anderen
die Ehre erweist, da darf man selbst natürlich nicht fehlen. Und
so zitieren sich Warren und Casey auch einfach selbst. Wohlbekannte Oktavbässe
und artverwandte Stilmittel inklusive. Neber der mal wieder astreinen
Produktion und den Topsounds ist wohl größte Stärke des
Albums genau das, worauf es beim Pop (und nicht nur dort) halt ankommt:
das Songwriting. Denn "Odyssey" besteht ebend nicht aus einem
Dutzend mehr oder minder unstrukturierten Tracks, die sich mit ein wenig
Sangeskunst als "Lied" tarnen. Nein. Wir haben es hier vielmehr
bei etlichen Stücken mit veritablen durcharrangierten Ohrwürmern
zu tun - da gibt es Songs, die hört man sich einmal kurz an und,
Peng, man hat sie die nächsten sechs Stunden im Kopf, ob man will
oder nicht. So hat die Hookline von "All We Are" das Zeug dazu,
ganze Nächte im Hinterkopf durch die Gehöhrgänge zu rauschen.
Nicht dass Odyssey nur aus Hits bestünde. Neben herausragendem wie
"All We Are", "Happy" oder "Cloud" gibt
es auch eine Reihe von Liedchen, die halt einfach rundum o.k. sind. Nicht
mehr, aber halt auch nicht weniger. Und so ist das Gesamtergebnis mindestens
voll o.k. - eigentlich sogar mehr als das. "Odyssey" ist rundum
gelungen, sitzt, passt, wackelt und hat Luft. So kann man "Odyssey"
auch vortrefflich von vorne bis hinten durchhören, ohne ein einziges
Mal genervt auf Skip zu schielen. Auch wenn ich persönlich "O",
den Abschluss von O(dyssey) meist auslasse und lieber noch mal zum Opener
"Just Let Go" zurückkehre. Und dann geht die Reise durch
die künstlichen und besänftigenden Sphären des CaseySpoonerWarrenFischer-Kosmos
noch mal von vorne los. Schön.
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INDUSTRIAL
Nine
Inch Nails: With Teeth
Seltsam. Da kommt Trent Reznor nach einer halben Ewigkeit wieder mit neuem
Studiomaterial um die Ecke. Der Hörer stellt sich unweigerlich darauf
ein, sich einem komplexen Werk zu nähern, Blut, Schweiß und
Tränen zu zollen, um mit Nine
Inch Nails in faszinierende Klanglandschaften einzutauchen. Aber
nix da. Auch nach über 15 Jahren als Mastermind der Nägels schlägt
Reznor nach wie vor Haken, die einen verwirrt zurück lassen. Zum
ersten Mal in seiner Karriere präsentiert er der Öffentlichkeit
so etwas wie ein eingängiges Album. Die düsteren Kollagen aus
suizidären Tendenzen und infernalischen Industrial-Strudeln gehören
der Vergangenheit an. Der sachte Beginn von "All The Love In The
World" mit knarzenden und gebrochenen Beats kulminiert mit Piano-Klängen
in einem fulminanten Schlussteil, der zum Mitpfeifen geradezu einlädt.
Huch, 'tschuldigung, wollt' ich nicht. Oder doch? Ist das jetzt gut? Den
Bedenkenträgern, die die geradezu ins Ohr flutschende Single "The
Hand That Feeds" bei Top Of The Pops einsortieren wollen, schmettert
Reznor "You Know What You Are" entgegen. Ein Beweis, dass mit
Weicheiertum weiterhin nicht zu rechnen ist. Die elektronischen Effekte
sind bekannt und gut, machen aber beim Hören den Eindruck, als gebe
es nun ein imaginäres Licht am Ende des Verzweiflungstunnels. Gut
so, dann dürfte der Herr der Nägel auch bei Live-Auftritten
öfters lächeln und sich verkneifen, seine Mitmusiker krankenhausreif
zu kloppen. Nach einmaligem Durchlauf klingen die Songs von "With
Teeth" etwas flach und beliebig. Dieser Eindruck verkehrt sich jedoch
ins genaue Gegenteil, so dass Granaten-Hymnen wie "Every Day Is Exactly
The Same", oder der Höhepunkt des Albums, "Beside You In
Time" nach einer Weile in fabelhaftem Licht erstrahlen. Ohne großen
Studio-Firlefanz bohrt gerade letztgenannter Track mit heftigem Zwirbeln
im Kleinhirn herum, steigert sich zum Ende hin wie ein Orkan und reißt
alles mit sich. Für die Fähigkeit, lediglich aus Gitarreneffekten
und verzerrten Drum-Beats einen kakophonischen wie harmonischen Wahnwitz
in Personalunion zu kreieren, sollte man Trent Reznor heute schon ein
Denkmal setzen. "Only" mit 80er Reminiszenzen an gute, alte
Synthiepoptage bringt eine ganz neue Facette im NIN-Soundkostüm zum
Vorschein. Der Funk zwängt sich heimlich durch die Industrial-Hintertür
und feiert mit slappendem Basslauf ein absolut tanzbares Stelldichein,
tönt aber weder altbacken noch banal. Dieses Attribut passt denn
schon eher zu "Getting Smaller", das sich in der Trackliste
wie ein nicht zünden wollender Fremdkörper ausmacht.
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POP/ROCK
Simple
Plan: Still Not Getting Any
Stromlinienförmig, oder: Wie erschaffe ich ein Poppunk-Idol. Eine
Anleitung in zehn Kapiteln.
1. Nehme fünf nicht allzu smarte Highschool Kids, die gerade nichts
Besseres zu tun haben, als eine Band zu gründen. Schließlich
muss der Sound stilistisch flexibel sein und je nach Bedarf auf aktuelle
Markttendenzen reagieren. Instrumente nach Belieben verteilen, Talent
kann dabei vernachlässigt werden.
2. Stecke die Halbstarken in ranzige Jeans und Logo-Shirts. Dann bekommt
mindestens einer, aber höchstens drei Bandmitglieder ein Piercing
verpasst, damit für jeden Fangeschmack etwas dabei ist. Tatoos eher
vermeiden, schwarze Fingernägel nicht vergessen. Als nächstes
gehören Mimik und Gestik trainiert. Im Optimalfall haben alle Mitglieder
ein paar lustige Fratzen im Repertoire (wichtig: rausgestreckte Zunge
und gespreizte Finger). Ansonsten für die Rolle des schweigsamen
Träumers notieren.
3. Trage beim anschließenden Fotoshooting dafür Sorge, dass
der Einzelgänger ganz doll ernst und immer aus dem Bild heraus guckt.
Fürs Booklet benötigt man drollige Fotos. Etwa eine Spießerparodie:
die Band beim Golf spielen usw. Das wirkt identitätsstiftend.
4. Setze die Gruppe auf Fernsehdiät. Eine Woche lang 24 Stunden MTV.
Wenn gerade kein Clip von Good
Charlotte oder Avril
Lavigne läuft, gibt es "Made" und "Jackass"
vom Band. Politik und sonstiges Weltgeschehen tunlichst vermeiden.
5. Sperre die fünf unter ein Dach und stelle sie unter Beobachtung.
Basballcaps verteilen. Wer die Kappe falsch herum aufsetzt, bekommt Dosenbier.
Schüttet jemand spontan das Dosenbier über ein anderes Bandmitglied,
winkt die Belohnung in Form einer original Avril-Lavigne-Krawatte. Alles
auf Video fest halten und später als "Special Feature"
auf das Album packen.
6. Beauftrage die Songwriter. Folgenden Punkten soll dabei besondere Aufmerksamkeit
gelten: Das bewährte Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Schema
unbedingt einhalten! Eingängigkeit ist höchste Prämisse!
So viel Pathos und Dramatik wie passt! Auf Mitsing-Hooks und Backing Vocals
achten! Größere Abwechslung bei Gesang, Melodie und Rhythmus
vermeiden! Ausnahme: Ein bis zwei Pianoballaden.
7. Beauftrage die Texter. Inhalt in möglichst simpel gehaltenem Englisch
verfassen lassen; Doppeldeutigkeiten gilt es zu vermeiden. Zentrales Motiv:
Teenage Angst. Zeilen wie "No one understands you" sollten unbedingt
vorkommen. Das Ganze mit ordentlich pupertärem Trotz abschmecken
("Shut up, don't wanna hear it"). Empfohlene Songtitel: "Welcome
To My Life", "Me Against The World" usw. Auflehnung gegen
Unbestimmt ("die Anderen", "die Reichen", "die
Anpasser"). Das Paradoxon einfach ignorieren.
8. Hole die Band aus dem Haus und verfrachte sie ins Aufnahmestudio. Erfolgreichen
Rock-Produzenten anheuern. Der sorgt mit moderner Technik für satten,
klaren Sound und schleift Ecken und Kanten ab. Dem Ganzen trotzdem das
Label "Punk" aufdrücken.
9. Organisiere einen Live-Auftritt. Per Ausweiskontrolle sicher stellen,
dass nur die Zielgruppe (11 bis 15 Jahre) eingelassen wird. Vorort ein
Musikvideo drehen und die Kids auf der Bühne die Hedonistensau raushängen
lassen (Feuerwerk, Instrumente zertrümmern usw.). Keine Scham vor
Klischees! In Nachfolgevideos entweder die Band im Regen spielen lassen
oder alternativ Bälle, Empfänge und sonstige spießige
Veranstaltungen sprengen lassen.
10. Kaufe dich in Musiksender und Radios ein, um die Rotation der Band
zu sichern. Schöpfe anschließend mit CD-Verkäufen, überteuerten
Konzerten, Nietenarmbändern und Bandshirts ordentlich Kohle ab. Die
Band je nach Publikumsresonanz für ein bis zwei weitere Alben verbraten.
Dann durch jüngere Band bzw. neuen Trend ersetzen. Wieder bei 1.
anfangen.
Bei konsequenter Befolgung dieses Handbuchs ist kommerzieller Erfolg vorprogrammiert.
Für weitere Genre-Leitfäden siehe die Ausgaben "Aus der
Rock-Garage auf die Bühne" und "Straight Outta Ghetto:
Dollars, Nutten, Waffen". Viel Erfolg!
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POP/ROCK
Thirteen
Senses: The Invitation
Aha, mal zur Abwechslung wieder etwas aus dem nimmersatten Rock- und Popwunderland
Großbritannien. Genauer gesagt aus dem schönen Cornwall, was
man vielleicht bisher vorwiegend für seine wunderbare Landschaft
aus dem Elternurlaub kannte: "The best place, to make a beautiful
holiday", you know?! Thirteen
Senses heißt der junge Schrei. Wo wären wir nur ohne
die Massenhysterie der britischen Presse? Das Debüt "The Invitation"
erschien schon 2004 auf der Insel und sorgte für rasende Aufregung.
"Die werden bald die Stadien dieser Welt beherrschen". Eine
immer wieder gern benutzte Schlagzeilen-Floskel unserer "aufmerksamen"
englischen Kollegen. Thirteen
Senses verbreiten ihre melodischen, englischen Pophymnen sanft
und unspektakulärer als erhofft. Ruhige Melodien mit einigen ausdruckstarken
Gitarreneinlagen, deren Schwermut an der verstaubten Britpop-Himmelstür
anklopft. "The Invitation" ist ein sensibles, leicht verdauliches
Debüt. Pünktlich zur Paarungszeit schweben wir mit den jungen
Engländern im siebten Himmel, eine gewisse Lieblichkeit begleitet
uns dabei und lockert die winterträgen Muskeln.
Pluspunkte gibt es auf jeden Fall für die wunderbaren Pianoeinlagen
von Sänger, Gitarrist und Songschreiber Will South. Damit trifft
er schon mal die zarten Klavierschülerinnen-Herzchen, die auf den
Konzerten in der ersten Reihe auf die Bühne sabbern. Beim Opener
"Into The Fire" sehe ich mich ganz klar auf einem Coldplay-Konzert
wieder, bis zu dem Moment, wenn die Stimme Wills zu leiden beginnt. Die
romantische Nummer beherrschen die vier Herren auf jeden Fall sehr gut
und fordern elf Stücke lang zum körpernahen Zweiertanz auf.
Bei "Undivided" schafft es Mr. South dann auch stimmlich in
die höhere Gänsehaut-Dimension, wobei sich spätestens hier
jedem Rocker die verhornten Fußnägel krümmen. "The
Invitation" darf man gerne beim Sonnenbaden oder bei Eröffnung
der Grillsaison auf dem privaten Sonnendeck im Hintergrund laufen lassen.
Ansonsten werden die Coldplay-Alben,
nicht nur des Alphabetes wegen, bitte weiterhin vor Thirteen
Senses einsortiert.
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POP/ROCK
Tegan
& Sara: So Jealous
Downtown" startet konventionell: Erst setzen Akustikgitarre und Bassline
ein, das Schlagzeug folgt. Und doch strömt wenige Akkorde später
warmes Herzblut aus den Boxen. Wie genau die Kanadierinnen - nicht (klang-)verwandt
mit Alanis
Morrisette - aus einfachen Mitteln so viel machen? Das bleibt
auch auf Platte Nummer drei ihr Geheimnis. Des Rätsels Lösung
versteckt sich irgendwo hinter den außergewöhnlichen Stimmen
von Tegan und
Sara Quin, die intensiv von zerbrochenen Beziehungen erzählen.
or fünf Jahren nahm Neil
Young das Geschwisterdoppel aus Calgary unter seine Fittiche.
Und noch viel länger schreiben sich beide in ihren Schlafzimmern
den Liebesfrust von der Seele. Die in Heimarbeit enstandenen Demos dienten
auch bei "So Jealous" als Grundlage für die Albumproduktion.
Wirklich lo-fi klingen Tegan
und Sara aber nicht, wenn sie zwischen Melancholie und Wut die
Gitarrensaiten mal streicheln, mal verdreschen. Die Schwestern tourten
gemeinsam mit Songwritern wie Rufus
Wainwright und Ryan
Adams, begleiteten aber ebenso die tanzbaren Indie-Rocker Hot
Hot Heat und The
Killers. Auch der neue Longplayer präsentiert sich als zweistimmiger
Schmelztiegel aus Folk, Alternative Pop und dezenter Wave-Beigabe mit
Melancholieüberzug. Die Lieder erzählen davon, wie erstarrt
am Fenster zu sitzen und sehnsüchtig zu den Sternen aufzublicken:
"I sit still all night" heißt es im besagten "Downtown",
während im Hintergrund leise einige wenige Orgeltasten angeschlagen
werden, und: "I only get up für you". Ihre Schlaflosigkeit
nutzen die Zwillinge indes kreativ aus und bannen Verlangen in songgewordene
Kleinode. Ihr Leben scheint eine einzige Beziehungskrise, die aufgestauten
Gefühle brauchen ein Ventil. Vorwürfe, Musik nur des Geldes
wegen zu machen, trotzen Tegan
und Sara im unmissverständlichen Rockreigen "We Didn't
Do It". In "Where Does The Good Go", bei dem nicht nur
die Basslinie an Eurythmics
erinnert, leiden sie ob der Unsicherheit, wirklich geliebt zu werden.
Findet er mich noch attraktiv? Stören ihn meine Fehler? Die Schwestern
wissen ja ganz genau, dass ihre Eifersucht und die ständigen Zweifel
alles nur noch schlimmer machen: "I can't stop talking for fear of
unwelcome sound", diagnostizieren sie in "You Wouldn't Like
Me".
Es hilft alles nichts, die Beziehung zerbricht. Die Trennung im Offbeat-Stück
"I Bet It Stung" zitiert die Indie-Ikonen von Guided
By Voices. Über 13 verzerrte Sekunden dehnt sich der dramatische
Nachruf "Goooo! Gooo awaaaay!". Umso schmerzvoller, dass sie
trotzdem immer noch Gefühle füreinander haben ("I Know
I Know I Know"). Im großartigen M.C. Sar & The Real McCoy-Zitat
"Walking With A Ghost" huscht der Ex wie ein Gespenst durch
Kopf und Herz, sphärische Synthie-Flächen untermalen das Geisterthema.
"You're out of my mind!", rufen Tegan
und Sara mantraartig ins Leere. Doch der Selbstbetrug funktioniert
nicht. Was also hilft gegen die quälenden Erinnerungen? Ein Tapetenwechsel!
Deswegen verlassen die Zwillinge im Titeltrack den heimischen Keller und
starten mit Europe
und Unterstützung durch Ex-Weezer
Matt Sharp an der Moog den finalen 80er-Hallen-Countdown. Statt sich kampflos
der Trauer zu ergeben, setzen sie mit "I Won't Be Left" dem
Selbstmitleid einen Haken ans Kinn. Wollten die Kanadierinnen anfangs
noch bei der Hand genommen und geführt werden ("Take Me Anywhere"),
bestimmen sie in der zweiten CD-Hälfte selbst die Richtung. "Tell
me, where do we go?" wüten Tegan
und Sara im Punknoise-Stil der Vorgänger-Single "I Hear
Noises", während die Stimmen Hochzeit feiern. Trotzdem bleibt
Melancholie im Herzen und das Happy End aus: "What do I need to do
to see myself in a better mood?" Liebe ist alles, was sie zu geben
haben, singen die Schwestern im choralen Britpopper "Fix You Up".
Und vergessen dabei völlig "So Jealous", das 45 Minuten
authentischen, unpeinlich dargebotenen Liebesschmerz enthält.
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BLACK METAL
Candlemass:
Candlemass
Prinzipiell hätte ich eher damit gerechnet, dass Kollege Dobler plötzlich
mit einer fülligen Haarpracht auftaucht, als dass Candlemass
tatsächlich noch mal ein Lebenszeichen von sich geben. Die Doomköpfe
aus Schweden haben mich aber eines Besseren belehrt und legen uns ein
waschechtes Reunion-Album vor. Stellenweise war das Hin und Her ja schlimmer
als bei einer Frau. Während man von Hühnern zwölf gegensätzliche
Entscheidungen pro Minute gewohnt ist, gingen die "Wiedervereinigung,
Auflösung, Ach ne, doch nicht"-Spielchen bei Candlemass
so langsam auf die Nerven. Vor allem musste man sich fragen, wie dabei
überhaupt ein anständiges Album rauskommen sollte? Wie auch
immer sie es geschafft haben, "Candlemass"
ist richtig gut geworden. Die Scheibe darf sich zwar nicht direkt neben
Klassiker wie "Nightfall" oder "Ancient Dreams" stellen,
demonstriert aber die immer noch enorme Ausdruckskraft der Band. Startet
das Album mit dem recht zügigen Opener "The Black Dwarf",
so steht mit "Seven Silver Keys" schon das Highlight das Albums
bereit. Der Song offenbart alle Trademarks von Candlemass
und wird mit Sicherheit seinen Platz im Live-Programm finden, auch wenn
sie wahrscheinlich jedes Mal Alimente in Richtung Black Sabbath abdrücken
müssen. Während "Assassin Of The Light" zwar gut,
aber eher unspektakulär wirkt, kommt mit "Copernicus" der
nächste Klassiker ins Haus, der jedoch ein paar Durchläufe benötigt,
um sich richtig zu erschließen. Während das instrumentale "The
Man Who Fell From The Sky" nicht wirklich zwingend geraten ist, beeindrucken
das zum Teil orientalisch beeinflusste "Witches" und das etwas
schnellere, im Chorus hymnische "Born In A Tank". Ebenfalls
zu den großen Songs gehört "Spellbound", bei dem
mich Messiah Marcolin schon beinahe ein wenig an Bruce
Dickinson erinnert. Das epische, nicht minder starke "The
Day And The Night" beendet das Album eigentlich, doch der Bonus-Track
"Mars And Volcanos" drückt noch mal auf's Gaspedal und
macht den Doomern mächtig Feuer unterm Arsch. Somit lässt sich
als Fazit festhalten, dass es Candlemass
ins neue Jahrtausend geschafft haben, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen
oder den Zeitgeist aus den Augen zu verlieren. Welcome back, guys.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Weezer:
Make Believe
"Beverly Hills, That's Where I Want To Be". Ja, lieber Rivers
Cuomo, Beverly Hills mag der Platz sein, an dem du gerne wärst. Die
meisten deiner Fans dürften dich nach diesem Album aber eher dahin
wünschen, wo der Pfeffer wächst. Oder wahlweise in die fünf
Jahre dauernde Phase nach Album Nummer zwei zurück. Wie konnte es
soweit kommen? In den 90ern zwei bahnbrechende Alben aufgenommen, angefüllt
mit Songs, für die geschätzte 13742 Emo-Bands noch heute ihre
Seelen verkaufen würden. Dann ein gelungenes Comeback zu Beginn des
neuen Jahrtausends. Und jetzt? Kurz davor, das eigene Denkmal zu stürzen!
Was, lieber Rivers, hat dich bloß dabei geritten, Songs wie "This
Is Such A Pity" aufzunehmen? Ein geiles Wortspiel, weil der Song
nun mal wirklich eine einzige Schande ist? Wahnsinn, Rivers, ich konnte
mich vor Lachen kaum halten. Kollege Schuh meint sogar strahlend, Ultravox
rauszuhören. Ultravox!
Oder nehmen wir "Peace" - Belanglosigkeit at its best. Wie konnte
sowas denn bitte auf die Platte kommen? Noch dazu mit Mastermind Rick
Rubin an den Reglern, der dich ja angeblich wieder auf den Pfad der Tugend
zurückführte und dich von dem Bedürfnis befreite, Metal-Gitarrensoli
mit Fred Durst aufzunehmen. Geholfen scheint es nicht zu haben. Hatte
der Mann nicht den Mumm dir zu sagen, dass du gerade dabei bist, Schrott
auf Vinyl zu pressen? Dass du mal gute Songs geschrieben hast, beweisen
doch noch immer einige Versatzstücke der Platte. Ja, Versatzstücke,
denn über die komplette Länge eines Songs scheinen Dir bis auf
ein oder zwei Ausnahmen immer irgendwann die Ideen auszugehen. Nimm das
Intro zu "Perfect Situation" - da bist du auf dem goldrichtigen
Weg, sogar das Solo geht noch durch, aber dann? "What's The Deal
With My Brain..." Ja, das frage ich mich auch, Rivers. Dein Havard-Abschluss,
den du jetzt nach Jahren endlich in der Tasche hast, scheint dir nicht
zu bekommen. Es geht doch auch anders. "Hold Me" ist ein durchaus
okayer Weezer-Song.
Und es muss nicht mal nach Weezer
klingen, wie "We Are All On Drugs" beweist. Großer Sport,
ganz klare Sache. Aber ein echter Hit pro Platte reicht leider nicht.
Vor allem da die zweite Hälfte des Albums noch schlechter ist als
die erste! "The Other Way" ist ja zumindest noch irgendwie halbgares
Zeug (für das du dich früher für drei Jahre selbst kasteit
hättest und dann mit einer handvoll Hits wieder ans Tageslicht gekrochen
wärst!) Danach wird es allerdings ganz düster im Weezer-Universum.
"Freak Me Out"? Hallo, jemand zu Hause, McFly? Wenn du nur zehn
Songs gehabt hättest, okay, dann wäre das Album eben nach 35
Minuten zu Ende gewesen. Hat früher auch funktioniert, und schon
lag dir halb Japan zu Füßen! Aber so? No way, Rivers!
Und immer wenn man denkt, schlimmer geht es nicht mehr, gibt es gleich
noch einen auf den Sack. Ich wusste gar nicht, dass du in den 80ern die
Titelmelodien für drittklassige US-TV-Serien geschrieben hast. Hättest
du mir auch gar nicht verraten müssen. Interessiert absolut niemanden,
Rivers. Blöderweise hast du "Haunt You Every Day" trotzdem
mit auf's Album genommen. Hätte Rubin nicht wenigstens diesen Song
wieder heimlich rauschmeißen können? Wie singst du so schön
in "Pardon Me"? "So I Apologize To You And To Anyone Else
That I Hurt Too". Das dürften nach "Make Believe"
eine ganze Menge Leute sein. Probier's noch mal, Rivers.
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FOLK / JAZZ
Van
Morrison: Magic Time
Mit Bläsersolo und perlendem Klavier steigt Van
Morrison in "Stranded" ein, den Opener seines neuen
Albums "Magic Time". Aus dem Song entwickelt sich eine ruhige
Blues-Ballade mit wiederum jazzigem Ausklang - dass Morrison keine musikalische
Revolution mehr anstrebt, hatte er ja bereits mit seinen letzten Alben
mehr als deutlich gemacht. In schöner Regelmäßigkeit bemängelten
Kritiker an Morrisons Alben, dass der Ire sich zu sehr auf seinen Lorbeeren
ausruhe und nichts mehr wage. Ist es besser beim Bewährten zu bleiben,
oder immer wieder neue Wege zu gehen - wer weiß das schon? Anderen
Bands wird jedenfalls aus ihrem Willen zur Veränderung der Strick
gedreht. Über Irish Soul ("Celtic New Year") und zwei Skiffle-Tracks
("Keep Mediocrity At Bay", "Evening Train") nähert
der Altstar sich erstmals einem selbst ihm eher ungewohnten Genre, wenn
Sonny James "This Love Of Mine" als Swing in Bigband-Besetzung
darbietet. Hier genießen die Solisten noch größere Freiheiten
als in den anderen Titeln, ständig scheint zumindest eine Hintergrund-Stimme
sich dem Free Jazz verpflichtet zu fühlen. Das harmonische Chaos
aus Kinderorgel-Klängen pflanzt sich noch über zwei Titel fort,
bevor "Just Like Greta" sich zur ernst zu nehmenden Ballade
auswächst. Etwas irritierend wirkt dieser Mittelteil, der drei Songs
ohne innere Notwendigkeit miteinander verknüpft, fast so, als habe
der große Van
Morrison, mit dem fertigen Album nicht zufrieden, noch ein risikofreudiges
Element einfügen wollen. In der Folge gibt der Ire sich aber wieder
gediegen und schwelgt im Rhythm & Blues oder im Soul. Doch wenn man
schon meint, das Album laufe nun eher unspektakulär aus, hat Morrison
doch noch ein Ass auf der Hinterhand. "The Lion This Time" ist
eine überaus melancholische Folk-Ballade mit reichlich weinenden
Streichern, deren gespiegelte Melodieverläufe wahrlich Steine erweichen
müssten. Mag sein, dass Morrison seit Jahren nichts Neues mehr einfällt.
So lange er aber das Alte so hinreißend interpretiert, gibts daran
eigentlich nicht viel auszusetzen.
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Van Morrison: Magic Time: Limited Edition - SFr. 38.90
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MUSIK DVD TIPP
HIM:
Love Metal Archives Vol. 1 (2 DVD)
Sanfte Pianoklänge leiten durch die Menüführung von "Love
Metal Archives Vol. 1". Wie in einem düsteren Hollywood Mystery-Thriller
erscheinen geschwungene Linien, bis die wählbaren Optionen auf dem
Bildschirm erscheinen. Das Archiv ist jedoch bei weitem nicht so gut gefüllt,
wie man das anhand des medialen Tamtams seit dem Durchbruch der Finnen
mit "Join Me" erwarten könnte. Zu sehen gibt es neben allen
Videos, die mehr oder minder die selben Motive durchkauen, auch eine erkleckliche
Anzahl von Live-Mitschnitten. Abseits dieser in Fankreisen ohnehin schon
bekannten Features bietet die DVD nur wenig Prickelndes. Wer die einzelnen
Kapitel sehen möchte, muss erst umständlich herumklicken, bis
er irgendwann das Gewünschte erreicht. Extras im Sinne gut gemachter
Discs findet der Zuschauer in den Informationen zu den einzelnen CDs der
Him-Geschichte.
Da liest man unter dem Menüpunkt Biografie, wenn es darum geht, den
Stil von Him
zu beschreiben, so lustige Zeilen wie "Depeche
Mode meets Dimmu
Borgir in a David
Lynch Movie". Und wieder einmal hat Ville Hermanni Valo die
Lacher auf seiner Seite.
Überhaupt ist der Frontmann der Finnen ein überaus lustiger
Geselle. In den gezeigten Interviewsequenzen versteht er es sehr gut,
schieren Bockmist und Plattitüden mit uninformativem Blabla zu mischen,
so dass man am Ende fast glauben könnte, einen Mehrwert an Information
erhalten zu haben. Dem ist aber wahrlich nicht so. "We started as
a live band" - unwillkürlich stellt sich da die Frage, weshalb
Him live ein
immer kleineres Schnitzel vom Teller ziehen. Die desinteressierten Auftritte
der letzten Tour sprechen Bände. Nicht umsonst hat das Fan-Interesse
von Album zu Album stetig abgenommen, auch wenn "Love Metal"
in musikalischer Hinsicht eine Überraschung darstellte. Den negativen
Live-Eindruck setzt die DVD leider fort. Überraschungsmomente fehlen.
Da macht auch die Ausstattung keine Ausnahme. Der grottige Stereo-Sound,
der sich vor allem bei den Live-Mitschnitten bemerkbar macht, ist schlicht
und ergreifend nicht zeitgemäß. Him
schaufeln sich langsam aber sicher ihr eigenes Grab. Ob Ville und Co.
sich dessen bewusst sind, erschließt sich nicht eindeutig. Valo
ist ein Meister der versteckten Verarsche, was er Interviewern (auch denen
auf dieser DVD) immer wieder durch die verbale Blume beweist. Da könnte
es durchaus sein, dass "Love Metal Archives Vol. 1" der beginnende
Abgesang auf das einstige Hype-Thema ist.
Jetzt
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BUCH TIPP
The
White Stripes: Renitenz und RockïnïRoll - Blues für das
21
Die White
Stripes wuchsen in Detroit auf, jener grauen, verfallenen Industriestadt
in Michigan, die einst das pulsierende Herz der amerikanischen Automobilindustrie
und später die Heimat des Plattenlabels Tamla Motown war. Nur mit
Gitarre, Schlagzeug und Gesang kreierten Jack und Meg White mit dem sicheren
Gespür des Geschichtenerzählers eine bonbonbunte musikalische
Welt. So erschlossen sie Blues und Bluesrock für eine junge Generation
und erschufen ihre eigene neue Rock-Mythologie. Und damit fanden sie bei
Kollegen wie Loretta
Lynn, Bob
Dylan, Beck
und Ryan Adams
ebenso Zuspruch wie bei den Fans und Kritikern. Denise
Sullivan erzählt die Geschichte des Duos mit scharfem Blick
fürs Detail, mit dem Ohr der Musikenthusiastin für Einflüsse
und Querverbindungen, mit der Begeisterung eines Fans für Zwischentöne
und Hintergründe und mit dem Riecher des Journalisten für eine
gute Story.
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Text-Quellen:
Diverse |
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19.05.2005 20:36:38 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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