News Detail: CD: Top Tipps
METAL
Apocalyptica: Apocalyptica
Von vier Finnen, die Metallica-Songs auf Celli nachspielen, über ein Quartett, das harte Musik für klassische Instrumente schreibt, hin zu einem Trio, das in dieser Art einzigartig ist: Die Story von Apocalyptica liest sich wie eine Traumkarriere. Ein Phänomen sind die (nun noch) drei Finnen nach wie vor, auch wenn sie sich der gängigen Vorstellung einer normalen Band langsam annähern. Doch werden sie damit nicht auch gewöhnlich? Diese Frage muss man sich definitiv stellen, wenn man mit einem Song wie dem Opener "Life Burns!" konfrontiert wird. Auch wenn es sich bei dem Lied, dem The Rasmus-Sänger Lauri Ylönen erneut seine Stimme leiht, um eine kräftige Rocknummer handelt, so fehlen die typischen Apocalyptica-Trademarks. Die Celli klingen komplett nach verzerrten Gitarren, sogar Feedbacks sind zu hören, doch weit und breit keine der herzzerreissenden Melodien, für die Eicca, Perttu und Paavo bekannt sind. Ein klasse Song, aber sind das Apocalyptica? Die bange Frage lässt sich jedoch schon bei "Quutamo" definitiv mit "Hell, yeah!" beantworten. Hat man sich auf "Reflections" vielleicht erst noch an die Drums gewöhnen müssen, so fügen sie sich inzwischen perfekt ins Klangbild ein. Tribalartiges Drumming, ein Tapping als Grundmelodie - und da ist sie, die akustische Melancholie, die in dieser Art nur aus Finnland stammen kann. Bei "En Vie" handelt es sich um den selben Song, nur wird er hier von der französischen Sängerin Emmanuelle Monet vertont. "Distraction" hätte auch auf dem Vorgänger stehen können und klingt wie eine Coverversion eines Klassikers, den Metallica nie geschrieben haben. Darauf folgt die schon aus Funk und Fernsehen bekannte Single "Bittersweet", die trotz der beiden Gastsänger die typische Melodieführung der Skandinavier aufweist.
"Misconstruction" ist wieder ein Paradebeispiel an finnischer Melancholie und demonstriert aufs deutlichste, wie die Instrumente Bass, Rhythmusgitarre und Leadgitarre, bzw. Gesang auf die drei Celli verteilt werden. Dadurch entwickelt das Stück eine sehr bedrohliche Atmosphäre, die von "Fisheye" schnell wieder aufgelöst wird. Covern die Jungs jetzt schon Dream Theater? Drummer Micca darf gelegentlich richtig Gas geben, und auch das Saitentrio hält sich nicht zurück, sondern dreht zum Ende hin sogar richtig am Rad. Die grossen Gefühle sind mit "Farewell" angesagt. Diese Musik greift nicht nur nach deinem Herzen, sie drückt auch unerbittlich zu. Wer depressiv veranlagt ist, sollte von diesem Song und von "Ruska" die Finger lassen. Einfach nur zum Heulen schön. Glücklicherweise bringt "Fatal Error" die mentale Stabilität zurück. Das Slayer-Solo gegen Ende des Songs muss man unbedingt live sehen. A propos Slayer, auf "Betrayal/Forgiveness" darf Dave Lombardo erneut die Felle gerben, und verdammt, das hört man. Nicht nur dank des Vocallines rülpsenden Cellos wohl der härteste Track des Albums. Gemässigter geht es bei "Deathzone" zu, das ursprünglich als Soundtrack für einen Film gedacht war und jedem Fantasystreifen zu Ehren gereicht hätte. Bei "En Vie", "How Far" und "Wie Weit" handelt es sich jeweils um unterschiedliche Interpretationen von "Quutamo". Einmal darf die französischen Sängerin Emmanuelle Monet das Stück vertonen, Marta Jandova von Die Happy steuert eine englische und eine deutsche Version des Songs bei. So ungewöhnlich der Einstieg mit "Life Burns!" auch sein mag, mit "Apocalyptica" haben die Finnen erneut ein erstklassiges Album vorbgelegt.
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POP/ROCK / DANCE
Erasure: Nightbird
Für Fans von Erasure ging das vergangene Jahr mit einem Paukenschlag zu Ende. In den vorweihnachtlichen Frieden platzte Sänger Andy Bell mit der erschütternden Nachricht, dass er seit 1998 das HIV-Virus in sich trage. Umso erstaunlicher muss die lebensbejahende Energie des zehnten Erasure-Longplayers "Nightbird" bewertet werden. Verspielte Synthie-Grooves überziehen Bell und Clarke mit zuckersüssen Popmelodien und feiern das 20-jährige Band-Jubiläum auf Musikerart. Auguren, die Erasure nach ihrem letzten, zugegebenermassen nicht sonderlich inspirierten Album "Other People's Songs" (2003) schon den Rückzug aus dem Pop-Geschäft nahe legten, müssen sich von "Nightbird" eines Besseren belehren lassen. Zur Zeit stimmt die Chemie zwischen Songwriter Vince Clark und Sänger Andy Bell wie lange nicht mehr. Klar, dass Erasure anno 2005 das Rad nicht neu erfinden. Müssen sie auch gar nicht, so lange die Ingredienzien Synthie und Pop sich noch so gut ergänzen, wie auf "Nightbird". Einen Vorgeschmack auf die neuerwachte Spielfreude des Mute-Urgesteins bekommt man bereits auf der Single "Breathe" zu hören, mit der das Duo fulminant ins neue Jahr startete und auf Anhieb den Sprung unter die Top 40 der deutschen Charts schaffte. Die Auszeichnung höchster Neueinstieg der Woche war ihnen somit nicht mehr zu nehmen. In England gelang Erasure gar der Durchmarsch auf Rang vier.
Die erfrischende Leichtigkeit von Songs wie "Here I Go Impossible Again" nimmt die nach vierjähriger Studiopause dürstenden Fans sicher im Handumdrehen für "Nightbird" ein. Souverän spielen Erasure mit "I'll Be There" alte Qualitäten aus. Clarkes klare Sequenzerbasslines bereiten den Boden für ein fröhlich hüpfendes Rhythmusfundament, auf dem sich Andy Bells Stimme nach Belieben austoben kann, ganz so, als wäre "It Doesn't Have To Be" der letzte Streich des Duos gewesen. Fröhlich und unbeschwert, das war schon immer die eine Seite von Erasure. Die andere huldigt zu gedrosselten Midtempo-Grooves den nachdenklichen Momenten im Gefühlsleben. Mit viel Inbrunst und Herzblut schmachtet sich Bell durch Songs wie "Don't Say You Love Me" oder "Because Our Love Is Real". Pop, Eleganz, Opulenz und die richtige Prise Pathos reichen sich auf "Nightbird" die Hand und lassen die Tage von "Other People's Songs" schnell in der Erinnerung verblassen.
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HEAVY METAL
Graveworm: (N)utobia
Der Opener "I - The Machine" macht gleich zu Beginn der Scheibe deutlich klar, dass die Gitarren bei Südtirols Vorzeige-Dark Metallern 2005 souverän im Vordergrund stehen. Zur reinen Alibifunktion verkommen die Keyboards dabei aber noch lange nicht, denn vor allem in den langsameren Momenten, die bei aller Heftigkeit auch beim Opener vorkommen, sorgt die Dame an den Tasten für die richtige Atmosphäre und Melodie. À propos Melodie - das scheinen sich auch die beiden Klampfer ganz gross auf die Fahnen geschrieben zu haben, denn der Titeltrack wird von einer griffigen Tonfolge eingeleitet, die sich sehr schnell im Gehörgang festsetzt. Stefano Fiori passt seinen Gesang dabei den Hintergrundchören an und singt meist recht tief. Die folgenden "Hateful Design" und "Never Enough" legen einen guten Groove vor und ziehen mit der Geschwindigkeit stellenweise wieder etwas an. Im Anschluss daran klingt "Timeless" einfach eine Spur zu unspektakulär, um das hohe Niveau halten zu können. Zwar setzt der Chorus wieder einige Energien frei, doch tröpfelt die Strophe zu sehr vor sich hin. Da gefällt mir "Which Way" doch wieder besser, und auch "Outside Down", das von dem Intro "Deep Inside" eingeläutet wird, kann punkten. So abwechslungsreich wir hier gehen die Jungs und Dame bei keinem anderen Song zu Werke. Auch nicht bei "MCMXCII", der das Album aber in bester Graveworm-Manier ausklingen lässt. Konsequenterweise haben die Südtiroler das Album mit Drummer Fritz Neuner aufgenommen, der seinen Vorgänger seit über einem Jahr vertritt. Für die Aufnahmen hat sich das Sextett wieder in die Hände von Andy Classen begeben, der einmal mehr für druckvolle Transparenz sorgt und sowohl Keyboards als auch Gitarren genügend Raum lässt.
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HIP HOP/RAP / DEUTSCH
Sabrina Setlur: 10 Jahre: Das Beste Von 1995 - 2004
Aus dem Sahnetörtchen von 1995 wurde die erfolgreichste Rapperin Deutschlands. Jahre später fand sich die S-Klasse dank Boris Becker gar in einschlägigen Klatschblättern wieder. Aber Sabrina Setlur kann mehr: Von den Beats des Frankfurter Roedelheim Hartreim Projekts geprägt (in den 90ern die medialen Gegenspieler der Fantastsichen Vier) und mit reichlich politisch unkorrektem Vokabular ausgestattet, etablierte sie sich als toughe Rapperin.
Die Best Of (in der Sonderedition mit DVD) erweist sich als Zeitreise. Setlurs Style und die Treue zu Moses (P)elham haben sich zwar nicht geändert, der Musiker und Labelchef passte ihre Beats aber je nach Bedarf den Black Music-Trends an. So startet die beattechnisch recht abwechslungsreiche Platte mit Setlurs Old School/Underground-Anfängen ("Hier Kommt Die Schwester" oder "Ich Bin Raus") und der so poppig wie kurzweiligen Durchbruchs-Clubnummer "Ja Klar". Zu den Battle-Reimen gesellten sich gefühlsbetontere Inhalte, beispielsweise "Glaubst Du Mir" oder das bombastische "Du Liebst Mich Nicht". Musikalisch spielten zudem R'n'B, Club-Sounds und soulige Gesangslinien (früher bevorzugt von Xavier Naidoo beigetragen) eine wichtige Rolle. Auf funky Label-Koops ("Folge Dem Stern" feat. Illmatic, Bruda Sven & J-Luv) und harte Tracks ("Hija" mit Underground-Ikone Cora E. und Brixx) oder "Ich Bin So") verzichtet sie dennoch nie.
Wut, Trauer, Loyalität und Hoffnung blieben bis heute Setlurs Antriebsfedern. Dabei kamen zunehmend nachdenkliche ("Alles" mit Xavier Naidoo oder "Liebe" feat. Glashaus & Franziska) und verletzliche Texte ("Keine Ist") heraus. Die neue Single "Mein Herz" liefert inhaltlich wie musikalisch allerdings nur Standard ab. Wer die Setlur respektive die Philosophie 3ps nicht mag, dem wird auch die Best Of keinen Einstieg bieten. Zumindest Respekt aber sollte man ihr als einzig relevanter deutscher Rapperin im Popbiz zollen.
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POP/ROCK / SCHWEIZ
Sina: Alltag
Jedes Mal, wenn wir meinen, wir hätten sie kapiert, legt sie eine atemberaubende Pirouette hin. Und so auch dieses Mal mit ihrem Album: ALL TAG
Estmals hat Sina einen Teil der Musik alleine entworfen. Für die Umsetzung ihrer Ideen erwies Sich Multi Instrumentalist und Songschreiber Pele Loriano als regelrechter Joker. Mit ihm feilte Sina
während Monaten an den neuen Kopositionen. Markus Kühne und Markus Fässler arrangierten, produzierten und setzten als versierte Musiker Akzente und die Band verstand es mit traumwandlerischer Sicherheit, einen geschmackvoll vezierten Teppich zu legen. Dazu gesellten sich unter anderem erlesene Gäste wie der Wiener Trompeten-Hexer Thomas Gansch (Vienna Art Orchestra), der Violinist Paul Giger und der Cellist und Filmkomponist Martin Tillmann.
Entstanden ist ein buntes Tagbuch mit den facettenreichen Alltäglichkeiten, die unsere Welt antreibt.
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DANCE / COMPILATIONS/SAMPLER
St. Moritz Vibes Vol. 3: Mixed By Julien Lebrun
Nach dem Erfolg der beiden ersten Volumes der Compilations des berühmten Badrutt's Palace Hotels in St. Moritz, erscheint nun - nicht zu spät, sondern vielmehr ungeduldig erwartet - Late Vibes. St. Moritz entstand im Jahr 1864 und ist sowohl der älteste als auch der modernste unter den Wintersportorten. St. Moritz hatte als erster Wintersportort eine Webcam, die rund um die Uhr die verschiedenen Locations des Ortes bekannt macht. Die neueste Compilation des renommiertesten Luxushotels spiegelt den kosmopolitischen und extravaganten Lebensstil der neuen St. Moritzer Generation wieder. Konzept und Design stammen von der Agentur Spot Werbung, die in St. Moritz selbst ansässig ist. Was das Sound-Design angeht, so wurde dieses DJ Julien Lebrun anvertraut. Julien Lebruns Jugend war geprägt von Hip Hop und von Soul-Samplern. Er sammelte die "Rare Grooves", egal ob Jazz, World Music oder Soul und so bestand seine erste berufliche Aktivität darin, "Platten aufzutreiben" und diese in Tokio, London und N.Y. zu verkaufen.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Mando Diao: Hurricane Bar
Hatten sich Mando Diao auf ihrem Debüt "Bring 'Em In" dem Rock verschrieben, wenden sie sich mit "Hurricane Bar" nun dem Roll zu. Schon der Opener "Cut The Rope" groovt so mächtig und atemlos, wie es sich für ausgewachsenen, abgeklärten Rock'n'Roll gehört. Krachte es beim Erstling noch gehörig, spielen die Jungs ihre Instrumente nun weit smoother. "Hurricane Bar" haut nicht so direkt rein wie sein Vorgänger. Der rumpelte und strotzte vor Direktheit. Damit ist es vorbei: Aufmerksamkeit und Ausdauer sind inzwischen gefragt. Doch ziehen Mando Diao uns auch dieses Mal mit Killer-Hooks in den Bann ihrer Stücke. Das balladeske "Added Family" besteht aus einem einzigen, runden Klangfluss, hinter dem sich der sichere Ohrwurm verschanzt. Der nölig-schlurfende Gesang entwickelt in der Strophe eine unglaublichen Nähe zu einem gewissen Herrn Gallagher. "You Can't Steal My Love", ein Lied über die bittersüsse Liebe, reiht Töne wie auf einer Perlenkette aneinander. Die Band hat es raus, ihre Songs als geradlinig strömenden Fluss zu spielen. Grosse Melodien spinnt das Songwriter-Duo Norén/Dixgard auch in "White Wall" mit einer Prise britischem Punk-Beat der Siebziger zu messerscharf gespielten Gitarrenbrettern. Darüber leicht verträumte, aber nie naive Vocals. Ihr impulsives Gitarrenspiel knallen die Jungs dem Hörer in "Down In The Past" um die Ohren. Auf ihrem zweiten Album lenken die smarten Schweden den Druck in neue Bahnen. Sie haben den jugendlichen Wahnsinn, die Überdrehtheit zu grossen Teilen abgelegt, aus der konzentrierten Dichte der Spuren wächst nun der Wumms hinter den Stücken.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
John Frusciante: Curtains
Alles hat ja bekanntlich (s)ein Ende, und so endet mit "Curtains", zumindest vorübergehend, auch die schier unglaubliche Veröffentlichungswut von Mr. John Frusciante. Schlag auf Schlag ging es da die letzten Monate, Album, Album, E.P., Album etc. pp, stets facettenreich und vielschichtig, oftmals Low-Fi, jedoch niemals belanglos. Stand der Vorgänger "A Sphere In The Heart Of Silence" noch ganz im Banne des elektronischen Krautrocks, so besinnt sich Frusciante auf "Curtains" wieder auf seine akustische Ader und instrumentiert seine elf Köstlichkeiten ganz sparsam und traditionell: Akustikklampfe, ein bisserl Bass und Schlagwerk, hie und da noch eine einsame Harmonika. Das wars dann auch schon. Dennoch oder gerade deshalb ist das vordergründig zunächst einmal ziemlich ruhige Album sehr intensiv geraten. Und wieder einmal finden sich auch unter den Songs auf "Curtains" eine ganze Reihe sanft schimmernder Perlen, die einen mal an dies (z.B. Cat Stevens), dann wiederum an das (z.B. Velvet Underground) oder auch einmal jenes (z.B. barocke Lautenadaptionen) erinnern. Dabei ist es geradezu unverschämt, mit welcher Regelmässigkeit und Leichtigkeit Frusciante Pretiosen wie "Lever Pulled", "A Name" oder "Time Tonight" aus dem Ärmel schüttelt, eigentlich alles ganz einfache schnörkellose Songs ohne Lippenstift und Make Up. Und doch haben sie alle in ihrer Schlichtheit ein magisches Moment, das sehr vielen von Frusciantes Songs/Produktionen anhaftet. Da steckt in einem Zwei-Minuten-Stück oft mehr Gehalt und Ausdruck als in fünf Alben anderer Bands/Künstler. Dass dem so ist, liegt natürlich nicht zuletzt am einzigartigen Gesang des Mannes, der ja auch bei den Livesets der Red Hot Chili Peppers mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt. Eindringlich klagend und doch versöhnlich gurrend, säuselnd und fistelnd hört man in jeder Sekunde von "Curtains", wer am Mikro agiert. Verwechslungen ausgeschlossen. Das macht den grossen Sänger aus. Elvis Presley? Freddie Mercury (Queen)? Morrissey (The Smith)? Alle erkennt man sie nach einem halben Takt ... so auch Frusciante. In Punkto Gitarrenakrobatik hingegen hält sich der Meister diesmal dezent zurück, was dem Charakter der Songs absolut entspricht und dem gesamten Flow des Albums gerecht wird. Sein Können verheimlicht er dennoch an keiner Stelle, zu sehr auf den Punkt kommen auch die spartanischsten Pickings auf "Curtains". Zudem hört man eine ungeheure Reife in Sachen Songwriting und Erfahrungen mit der klassischen Kompositionslehre aus jedem der elf Tracks heraus. Das ist eigentlich nicht überraschend, aber doch immer wieder höchst erstaunlich. Und wenn dann wie in "Anne" doch mal kurz die Klampfe mit dem Johnny durchgeht ...

Auch textlich bleibt grösstenteils alles beim alten. Verwirrend, mystisch, (wahrscheinlich) sehr persönlich, scheinbar resignierend, dann doch wieder hoffnungsvoll - das lyrische Universum von Frusciantes Werk ist immer ein wenig undurchsichtig. Zeilen wie "Emptiness Replace My Soul" sind, in einem fort wiederholt, durchaus dazu angetan, sich gewisse Gedanken über den Seelenzustand des Interpreten zu machen. Auf mich wirkt das in Verbindung mit seiner Musik allerdings immer sehr versöhnlich, zum Teil auch geradezu demütig. Aber auf keinen Fall depri. Alles in allem ist "Curtains" ein in sich sehr geschlossenes stimmiges Album und ein würdiger Abschluss des nahezu einjährigen Reigens Frusciantescher Soloergüsse. Aber das nächste Peppers-Album steht vermutlich ja schon bald wieder vor der Tür, so dass wir auf unseren Johnnyboy nicht allzu lange warten müssen. Zum Glück.
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ELECTRO / DANCE
Chemical Brothers: Push The Button
Es war einmal ein kleines, aber feines Duo, das vor ungefähr zehn Jahren mit einem Paukenschlag das Musikbusiness revolutionierte. 1995 war das Jahr, in dem "Exit Planet Dust" erschien. Eine Generation von Tänzern, die damals noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum marschierte, hoppelt heute in den Indie-Dissen der Welt zu "Leave Home" oder "Song To The Siren". Den genreprägenden Status von einst haben sie mittlerweile eingebüsst. Von Album zu Album schien es, als ob ihnen mehr oder minder die guten Ideen im Klanglabor abhanden kamen. Der verzweifelte Ruf "Come With Us" mit eher lauen und zerfahrenen Nummern wollte nicht so recht Gehör finden. Zwischen vereinzelten Songperlen tummelte sich zu viel Belangloses, um mitreissen zu können. Was bringen uns die Chemical Brothers also Anno 2005?
Tom Rowlands und Ed Simons haben in der fast dreijährigen Pause ordentlich Kohlen gesammelt und setzen den Hammer wieder unter Dampf. Monoton auf die zwölf zu kloppen, ist jedoch nach wie vor nicht ihr Ding. So bietet "Push The Button" ein reichhaltiges Elektro-Potpourri, das Big Beat-Sounds, House-Stampfer, Funk, Hip Hop und sogar Bluesiges unter einem Dach vereint. Speziell die Bass-Monster unter den elf Destillaten stechen positiv hervor. Wo noch vor nicht allzu langer Zeit die Handbremse zum Einsatz kam, die euphorisches Abhotten kaum erlaubte, hämmern die Chemical Brothers dem geneigten Volk wieder gnadenlos die Beats um die Ohren. "Galvanize" ist der erste ganz grosse Kraftsport in dieser Hinsicht. Der kongeniale Q-Tip (A Tribe Called Quest) quäkt als Vocal-Gast mit seinem typischen Stil zu orientalischen Streichersamples. "It's time to galvanize", es ist Zeit, wachzurütteln, und wie! Einen derartigen Hammer hatten die Brothers seit "Block Rockin' Beats"-Zeiten nicht mehr im Gepäck, ein absolutes Highlight. Wer glaubt, dass es danach nicht mehr besser werden kann, hat Recht. Die Klasse dieses Monstrums erreicht kein einziger Song im weiteren Verlauf der Trackliste. Aber verzagen gilt nicht. "The Boxer" (wieder mit Charlatan Tim Burgess) überzeugt mit funkigem Rhythmus und Stakkato Piano-Samples. Verspielt und gleichzeitig äusserst tanzbar kommt damit ein Kontrast zum düster knüppelnden Opener zum Tragen. Sanfte House-Beats, Distort-Attacken und Acid-Gefiepe bei "Believe" erzeugen hingegen wieder die drogengetränkte Atmosphäre einer schweisstreibenden Clubnacht kurz vor Torschluss. Die emotional-musikalische Achterbahnfahrt, die sich bereits nach drei Songs ankündigt, setzen Rowlands und Simons gnadenlos bis zum sphärisch blubbernden Schlusspunkt ("Surface To Air") fort. Sogar ein lieblicher Popsong ("Close Your Eyes") verirrt sich zwischen Uptempo-Rollercoastern ("Come Inside"), trockenen House-Pupsern ("The Big Jump") und düsteren Hip Hop ("Left Right"), wo Mos Defs Bruder Anwar Superstar glänzen darf. Gegen Ende überraschen die Chemischen mit Akustik-Gitarren und Beat-Gerüst im Prodigy-Stil sowie einem kräftig pushenden Steel-Gitarren Sample ("Marvo Ging"). Bei Letzterem linst die Lockerheit und Coolness vergangener Fatboy Slim-Tage um die Ecke, als Herr Cook noch vernünftige Songs zusammen bastelte, statt sich mit furzlangweiligen Coverversionen lächerlich zu machen. Den Vergleich mit den Genannten entscheiden die Brothers dank des überzeugenderen Songmaterials mit weitem Abstand für sich.
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MUSIK DVD - ALTERNATIV
White Stripes, The: Under Blackpool Lights
Kleine Touristeninformation zum englischen Städtchen Blackpool: Das ist die Stadt mit den grössten und schnellsten Achterbahnen, den coolsten Clubs, Weltklasse-Shows, kosmopolitischen Restaurants, aktiven Sportarten und einer atemberaubenden Landschaft, die einem bereits auf dem Treppenabsatz ins Blickfeld springt. Tja, das ist Blackpool. Aber Moment: Jack White, der Querdenker schlechthin, sucht sich ausgerechnet DAS Vergnügungs-Paradies Englands aus, um die bis jetzt einzige Live-Aufnahme seiner Band zu präsentieren? Spätestens wenn die DVD eingelegt ist, räumen die ersten Szenen alle Bedenken aus. Ein unscharfes Bild, verzerrte Aufnahmen, und irgendwo zwischendurch klettert der unverkennbar rot-schwarz angezogene Jack White mit seiner "kleinen Schwester" im Schlepptau auf die Empore, die doch noch gerade so als Bühne erkennbar ist.

Das nennt man dann wohl Super 8 Kamera-Aufzeichnung. Jedenfalls zaubert es einem jeden White Stripes-Anhänger ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen. Der Mann der Candy Colors bleibt seinen Idealen treu. Die White Stripes preschen durch neues und altes Material, von "Black Math" zu "Death Leaves And The Dirty Ground, über "Seven Nation Army" hin zu "Hotel Yorba" und wieder zurück zum frühen "Hello Operator". Auch ein Live-Klassiker wie das Dolly Parton-Cover "Jolene" fehlt nicht. Wer die Stripes auf dieser Tour miterleben durfte, weiss, dass jedem Musikliebhaber bei diesem Song das Herz still steht. Blues-Rock mit viel Soul - so etwas kriegt nicht jeder hin. "The Hardest Button To Button" fährt in rücksichtsloser Punk-Manier davon, lässt kaum Zeit, um zu Atem zu kommen, und übergibt sogleich an weitere saiten-zerreissende Oden wie "Ball And Biscuit" oder die allererste Single "Let's Shake Hands". Extras gibt es (natürlich) keine. Purist White findet einen Konzert-Film in 8mm mehr als genug. Schliesslich gibt es im Kino auch keine Menüleiste! "Under Blackpool Lights" zeigt die White Stripes pur, ehrlich und direkt - so wie sie eigentlich schon immer waren. Egal, wie sie nun angezogen sind, egal ob sie Bruder und Schwester oder Ex-Mann und Ex-Frau sind, die White Stripes verzichten auf jegliche Offenlegung ihrer Privatsphäre, weil sie leben um zu spielen. Und das können sie so richtig gut.
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BUCH TIPP
Chronicles: Die 60er Jahre
Am 11. April 1961 stand er zum ersten Mal auf einer grossen Bühne: Der neunzehnjährige Bob Dylan spielte als Begleitmusiker der Blues-Legende John Lee Hooker im New Yorker "Gerde's Folk City". Plötzlich war er da, im Big Apple, das Milchgesicht aus Minnesota. Und schon ein halbes Jahr später unterschrieb er seinen ersten Plattenvertrag. Das Album "Bob Dylan" erschien 1962, und mit ihm begann die Zeit der internationalen musikalischen Proteste - "blowing in the wind". Angeführt von Bob Dylan in New Yorks Greenwich Village. Dann kam ein Moment, der vielen als Verrat erschien. Auf dem Newport Folk Festival 1965 schloss Dylan seine Gitarre an einen Verstärker an und gab damit das Signal zum Übergang vom Folksong zum Rock, dem ein ganzes Heer von Musikern folgte. Die Zeit der Drogen, Flower Power und Hippies begann. Er heiratete, hatte einen Motorradunfall, der ihn fast das Leben kostete, ihm aber auch eine Zeit der Besinnung verschaffte. Und einen musikalischen Neubeginn: den Klassiker "John Wesley Harding". Das ist der Hintergrund eines Lebens in den sechziger Jahren, wie man es sich bewegter kaum vorstellen kann.
Dylan, Protagonist der internationalen Rockszene und Identifikationsfigur ganzer Generationen, hat.
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Text-Quellen: Diverse
03.02.2005 16:18:42 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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