News Detail: CD: Top Tipps |
METAL
Apocalyptica:
Apocalyptica
Von vier Finnen, die Metallica-Songs
auf Celli nachspielen, über ein Quartett, das harte Musik für
klassische Instrumente schreibt, hin zu einem Trio, das in dieser Art einzigartig
ist: Die Story von Apocalyptica
liest sich wie eine Traumkarriere. Ein Phänomen sind die (nun noch)
drei Finnen nach wie vor, auch wenn sie sich der gängigen Vorstellung
einer normalen Band langsam annähern. Doch werden sie damit nicht auch
gewöhnlich? Diese Frage muss man sich definitiv stellen, wenn man mit
einem Song wie dem Opener "Life Burns!" konfrontiert wird. Auch
wenn es sich bei dem Lied, dem The
Rasmus-Sänger Lauri Ylönen erneut seine Stimme leiht,
um eine kräftige Rocknummer handelt, so fehlen die typischen Apocalyptica-Trademarks.
Die Celli klingen komplett nach verzerrten Gitarren, sogar Feedbacks sind
zu hören, doch weit und breit keine der herzzerreissenden Melodien,
für die Eicca, Perttu und Paavo bekannt sind. Ein klasse Song, aber
sind das Apocalyptica?
Die bange Frage lässt sich jedoch schon bei "Quutamo" definitiv
mit "Hell, yeah!" beantworten. Hat man sich auf "Reflections"
vielleicht erst noch an die Drums gewöhnen müssen, so fügen
sie sich inzwischen perfekt ins Klangbild ein. Tribalartiges Drumming, ein
Tapping als Grundmelodie - und da ist sie, die akustische Melancholie, die
in dieser Art nur aus Finnland stammen kann. Bei "En Vie" handelt
es sich um den selben Song, nur wird er hier von der französischen
Sängerin Emmanuelle
Monet vertont. "Distraction" hätte auch auf dem Vorgänger
stehen können und klingt wie eine Coverversion eines Klassikers, den
Metallica
nie geschrieben haben. Darauf folgt die schon aus Funk und Fernsehen bekannte
Single "Bittersweet", die trotz der beiden Gastsänger die
typische Melodieführung der Skandinavier aufweist.
"Misconstruction" ist wieder ein Paradebeispiel an finnischer
Melancholie und demonstriert aufs deutlichste, wie die Instrumente Bass,
Rhythmusgitarre und Leadgitarre, bzw. Gesang auf die drei Celli verteilt
werden. Dadurch entwickelt das Stück eine sehr bedrohliche Atmosphäre,
die von "Fisheye" schnell wieder aufgelöst wird. Covern die
Jungs jetzt schon Dream
Theater? Drummer Micca darf gelegentlich richtig Gas geben, und
auch das Saitentrio hält sich nicht zurück, sondern dreht zum
Ende hin sogar richtig am Rad. Die grossen Gefühle sind mit "Farewell"
angesagt. Diese Musik greift nicht nur nach deinem Herzen, sie drückt
auch unerbittlich zu. Wer depressiv veranlagt ist, sollte von diesem Song
und von "Ruska" die Finger lassen. Einfach nur zum Heulen schön.
Glücklicherweise bringt "Fatal Error" die mentale Stabilität
zurück. Das Slayer-Solo
gegen Ende des Songs muss man unbedingt live sehen. A propos Slayer,
auf "Betrayal/Forgiveness" darf Dave Lombardo erneut die Felle
gerben, und verdammt, das hört man. Nicht nur dank des Vocallines rülpsenden
Cellos wohl der härteste Track des Albums. Gemässigter geht
es bei "Deathzone" zu, das ursprünglich als Soundtrack für
einen Film gedacht war und jedem Fantasystreifen zu Ehren gereicht hätte.
Bei "En Vie", "How Far" und "Wie Weit" handelt
es sich jeweils um unterschiedliche Interpretationen von "Quutamo".
Einmal darf die französischen Sängerin Emmanuelle
Monet das Stück vertonen, Marta Jandova von Die
Happy steuert eine englische und eine deutsche Version des Songs
bei. So ungewöhnlich der Einstieg mit "Life Burns!" auch
sein mag, mit "Apocalyptica"
haben die Finnen erneut ein erstklassiges Album vorbgelegt.
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POP/ROCK
/ DANCE
Erasure:
Nightbird
Für Fans von Erasure
ging das vergangene Jahr mit einem Paukenschlag zu Ende. In den vorweihnachtlichen
Frieden platzte Sänger Andy Bell mit der erschütternden Nachricht,
dass er seit 1998 das HIV-Virus in sich trage. Umso erstaunlicher muss die
lebensbejahende Energie des zehnten Erasure-Longplayers
"Nightbird" bewertet werden. Verspielte Synthie-Grooves überziehen
Bell und Clarke mit zuckersüssen Popmelodien und feiern das 20-jährige
Band-Jubiläum auf Musikerart. Auguren, die Erasure
nach ihrem letzten, zugegebenermassen nicht sonderlich inspirierten
Album "Other People's Songs" (2003) schon den Rückzug aus
dem Pop-Geschäft nahe legten, müssen sich von "Nightbird"
eines Besseren belehren lassen. Zur Zeit stimmt die Chemie zwischen Songwriter
Vince Clark und Sänger Andy Bell wie lange nicht mehr. Klar, dass Erasure
anno 2005 das Rad nicht neu erfinden. Müssen sie auch gar nicht, so
lange die Ingredienzien Synthie und Pop sich noch so gut ergänzen,
wie auf "Nightbird". Einen Vorgeschmack auf die neuerwachte Spielfreude
des Mute-Urgesteins bekommt man bereits auf der Single "Breathe"
zu hören, mit der das Duo fulminant ins neue Jahr startete und auf
Anhieb den Sprung unter die Top 40 der deutschen Charts schaffte. Die Auszeichnung
höchster Neueinstieg der Woche war ihnen somit nicht mehr zu nehmen.
In England gelang Erasure
gar der Durchmarsch auf Rang vier.
Die erfrischende Leichtigkeit von Songs wie "Here I Go Impossible Again"
nimmt die nach vierjähriger Studiopause dürstenden Fans sicher
im Handumdrehen für "Nightbird" ein. Souverän spielen
Erasure mit
"I'll Be There" alte Qualitäten aus. Clarkes klare Sequenzerbasslines
bereiten den Boden für ein fröhlich hüpfendes Rhythmusfundament,
auf dem sich Andy Bells Stimme nach Belieben austoben kann, ganz so, als
wäre "It Doesn't Have To Be" der letzte Streich des Duos
gewesen. Fröhlich und unbeschwert, das war schon immer die eine Seite
von Erasure.
Die andere huldigt zu gedrosselten Midtempo-Grooves den nachdenklichen Momenten
im Gefühlsleben. Mit viel Inbrunst und Herzblut schmachtet sich Bell
durch Songs wie "Don't Say You Love Me" oder "Because Our
Love Is Real". Pop, Eleganz, Opulenz und die richtige Prise Pathos
reichen sich auf "Nightbird" die Hand und lassen die Tage von
"Other People's Songs" schnell in der Erinnerung verblassen.
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HEAVY
METAL
Graveworm:
(N)utobia
Der Opener "I - The Machine" macht gleich zu Beginn der Scheibe
deutlich klar, dass die Gitarren bei Südtirols Vorzeige-Dark Metallern
2005 souverän im Vordergrund stehen. Zur reinen Alibifunktion verkommen
die Keyboards dabei aber noch lange nicht, denn vor allem in den langsameren
Momenten, die bei aller Heftigkeit auch beim Opener vorkommen, sorgt die
Dame an den Tasten für die richtige Atmosphäre und Melodie. À
propos Melodie - das scheinen sich auch die beiden Klampfer ganz gross
auf die Fahnen geschrieben zu haben, denn der Titeltrack wird von einer
griffigen Tonfolge eingeleitet, die sich sehr schnell im Gehörgang
festsetzt. Stefano Fiori passt seinen Gesang dabei den Hintergrundchören
an und singt meist recht tief. Die folgenden "Hateful Design"
und "Never Enough" legen einen guten Groove vor und ziehen mit
der Geschwindigkeit stellenweise wieder etwas an. Im Anschluss daran klingt
"Timeless" einfach eine Spur zu unspektakulär, um das hohe
Niveau halten zu können. Zwar setzt der Chorus wieder einige Energien
frei, doch tröpfelt die Strophe zu sehr vor sich hin. Da gefällt
mir "Which Way" doch wieder besser, und auch "Outside Down",
das von dem Intro "Deep Inside" eingeläutet wird, kann punkten.
So abwechslungsreich wir hier gehen die Jungs und Dame bei keinem anderen
Song zu Werke. Auch nicht bei "MCMXCII", der das Album aber in
bester Graveworm-Manier
ausklingen lässt. Konsequenterweise haben die Südtiroler das Album
mit Drummer Fritz Neuner aufgenommen, der seinen Vorgänger seit über
einem Jahr vertritt. Für die Aufnahmen hat sich das Sextett wieder
in die Hände von Andy Classen begeben, der einmal mehr für druckvolle
Transparenz sorgt und sowohl Keyboards als auch Gitarren genügend Raum
lässt.
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HIP
HOP/RAP / DEUTSCH
Sabrina
Setlur: 10 Jahre: Das Beste Von 1995 - 2004
Aus dem Sahnetörtchen von 1995 wurde die erfolgreichste Rapperin Deutschlands.
Jahre später fand sich die S-Klasse dank Boris
Becker gar in einschlägigen Klatschblättern wieder. Aber
Sabrina Setlur
kann mehr: Von den Beats des Frankfurter Roedelheim
Hartreim Projekts geprägt (in den 90ern die medialen Gegenspieler
der Fantastsichen Vier) und mit reichlich politisch unkorrektem Vokabular
ausgestattet, etablierte sie sich als toughe Rapperin.
Die Best Of (in der Sonderedition mit DVD) erweist sich als Zeitreise. Setlurs
Style und die Treue zu Moses
(P)elham haben sich zwar nicht geändert, der Musiker und Labelchef
passte ihre Beats aber je nach Bedarf den Black Music-Trends an. So startet
die beattechnisch recht abwechslungsreiche Platte mit Setlurs Old School/Underground-Anfängen
("Hier Kommt Die Schwester" oder "Ich Bin Raus") und
der so poppig wie kurzweiligen Durchbruchs-Clubnummer "Ja Klar".
Zu den Battle-Reimen gesellten sich gefühlsbetontere Inhalte, beispielsweise
"Glaubst Du Mir" oder das bombastische "Du Liebst Mich Nicht".
Musikalisch spielten zudem R'n'B, Club-Sounds und soulige Gesangslinien
(früher bevorzugt von Xavier
Naidoo beigetragen) eine wichtige Rolle. Auf funky Label-Koops ("Folge
Dem Stern" feat. Illmatic,
Bruda Sven
& J-Luv)
und harte Tracks ("Hija" mit Underground-Ikone Cora
E. und Brixx)
oder "Ich Bin So") verzichtet sie dennoch nie.
Wut, Trauer, Loyalität und Hoffnung blieben bis heute Setlurs Antriebsfedern.
Dabei kamen zunehmend nachdenkliche ("Alles" mit Xavier
Naidoo oder "Liebe" feat. Glashaus
& Franziska)
und verletzliche Texte ("Keine Ist") heraus. Die neue Single "Mein
Herz" liefert inhaltlich wie musikalisch allerdings nur Standard ab.
Wer die Setlur respektive die Philosophie 3ps nicht mag, dem wird auch die
Best Of keinen Einstieg bieten. Zumindest Respekt aber sollte man ihr als
einzig relevanter deutscher Rapperin im Popbiz zollen.
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Sabrina Setlur: 10 Jahre - Das Beste von 1995 bis 2004 (DVD) - SFr. 26.80
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POP/ROCK
/ SCHWEIZ
Sina:
Alltag
Jedes Mal, wenn wir meinen, wir hätten sie kapiert, legt sie eine atemberaubende
Pirouette hin. Und so auch dieses Mal mit ihrem Album: ALL TAG
Estmals hat Sina
einen Teil der Musik alleine entworfen. Für die Umsetzung ihrer Ideen
erwies Sich Multi Instrumentalist und Songschreiber Pele Loriano als regelrechter
Joker. Mit ihm feilte Sina
während Monaten an den neuen Kopositionen. Markus Kühne und Markus
Fässler arrangierten, produzierten und setzten als versierte Musiker
Akzente und die Band verstand es mit traumwandlerischer Sicherheit, einen
geschmackvoll vezierten Teppich zu legen. Dazu gesellten sich unter anderem
erlesene Gäste wie der Wiener Trompeten-Hexer Thomas Gansch (Vienna
Art Orchestra), der Violinist Paul
Giger und der Cellist und Filmkomponist Martin
Tillmann.
Entstanden ist ein buntes Tagbuch mit den facettenreichen Alltäglichkeiten,
die unsere Welt antreibt.
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DANCE
/ COMPILATIONS/SAMPLER
St.
Moritz Vibes Vol. 3: Mixed By Julien Lebrun
Nach dem Erfolg der beiden ersten Volumes der Compilations des berühmten
Badrutt's Palace Hotels in St. Moritz, erscheint nun - nicht zu spät,
sondern vielmehr ungeduldig erwartet - Late Vibes. St. Moritz entstand im
Jahr 1864 und ist sowohl der älteste als auch der modernste unter den
Wintersportorten. St. Moritz hatte als erster Wintersportort eine Webcam,
die rund um die Uhr die verschiedenen Locations des Ortes bekannt macht.
Die neueste Compilation des renommiertesten Luxushotels spiegelt den kosmopolitischen
und extravaganten Lebensstil der neuen St. Moritzer Generation wieder. Konzept
und Design stammen von der Agentur Spot Werbung, die in St. Moritz selbst
ansässig ist. Was das Sound-Design angeht, so wurde dieses DJ Julien
Lebrun anvertraut. Julien
Lebruns Jugend war geprägt von Hip Hop und von Soul-Samplern.
Er sammelte die "Rare Grooves", egal ob Jazz, World Music oder
Soul und so bestand seine erste berufliche Aktivität darin, "Platten
aufzutreiben" und diese in Tokio, London und N.Y. zu verkaufen.
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POP/ROCK
/ ALTERNATIV
Mando
Diao: Hurricane Bar
Hatten sich Mando
Diao auf ihrem Debüt "Bring 'Em In" dem Rock verschrieben,
wenden sie sich mit "Hurricane Bar" nun dem Roll zu. Schon der
Opener "Cut The Rope" groovt so mächtig und atemlos, wie
es sich für ausgewachsenen, abgeklärten Rock'n'Roll gehört.
Krachte es beim Erstling noch gehörig, spielen die Jungs ihre Instrumente
nun weit smoother. "Hurricane Bar" haut nicht so direkt rein wie
sein Vorgänger. Der rumpelte und strotzte vor Direktheit. Damit ist
es vorbei: Aufmerksamkeit und Ausdauer sind inzwischen gefragt. Doch ziehen
Mando Diao
uns auch dieses Mal mit Killer-Hooks in den Bann ihrer Stücke. Das
balladeske "Added Family" besteht aus einem einzigen, runden Klangfluss,
hinter dem sich der sichere Ohrwurm verschanzt. Der nölig-schlurfende
Gesang entwickelt in der Strophe eine unglaublichen Nähe zu einem gewissen
Herrn Gallagher. "You Can't Steal My Love", ein Lied über
die bittersüsse Liebe, reiht Töne wie auf einer Perlenkette
aneinander. Die Band hat es raus, ihre Songs als geradlinig strömenden
Fluss zu spielen. Grosse Melodien spinnt das Songwriter-Duo Norén/Dixgard
auch in "White Wall" mit einer Prise britischem Punk-Beat der
Siebziger zu messerscharf gespielten Gitarrenbrettern. Darüber leicht
verträumte, aber nie naive Vocals. Ihr impulsives Gitarrenspiel knallen
die Jungs dem Hörer in "Down In The Past" um die Ohren. Auf
ihrem zweiten Album lenken die smarten Schweden den Druck in neue Bahnen.
Sie haben den jugendlichen Wahnsinn, die Überdrehtheit zu grossen
Teilen abgelegt, aus der konzentrierten Dichte der Spuren wächst nun
der Wumms hinter den Stücken.
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POP/ROCK
/ ALTERNATIV
John
Frusciante: Curtains
Alles hat ja bekanntlich (s)ein Ende, und so endet mit "Curtains",
zumindest vorübergehend, auch die schier unglaubliche Veröffentlichungswut
von Mr. John
Frusciante. Schlag auf Schlag ging es da die letzten Monate, Album,
Album, E.P., Album etc. pp, stets facettenreich und vielschichtig, oftmals
Low-Fi, jedoch niemals belanglos. Stand der Vorgänger "A Sphere
In The Heart Of Silence" noch ganz im Banne des elektronischen Krautrocks,
so besinnt sich Frusciante auf "Curtains" wieder auf seine akustische
Ader und instrumentiert seine elf Köstlichkeiten ganz sparsam und traditionell:
Akustikklampfe, ein bisserl Bass und Schlagwerk, hie und da noch eine einsame
Harmonika. Das wars dann auch schon. Dennoch oder gerade deshalb ist das
vordergründig zunächst einmal ziemlich ruhige Album sehr intensiv
geraten. Und wieder einmal finden sich auch unter den Songs auf "Curtains"
eine ganze Reihe sanft schimmernder Perlen, die einen mal an dies (z.B.
Cat Stevens),
dann wiederum an das (z.B. Velvet
Underground) oder auch einmal jenes (z.B. barocke Lautenadaptionen)
erinnern. Dabei ist es geradezu unverschämt, mit welcher Regelmässigkeit
und Leichtigkeit Frusciante Pretiosen wie "Lever Pulled", "A
Name" oder "Time Tonight" aus dem Ärmel schüttelt,
eigentlich alles ganz einfache schnörkellose Songs ohne Lippenstift
und Make Up. Und doch haben sie alle in ihrer Schlichtheit ein magisches
Moment, das sehr vielen von Frusciantes Songs/Produktionen anhaftet. Da
steckt in einem Zwei-Minuten-Stück oft mehr Gehalt und Ausdruck als
in fünf Alben anderer Bands/Künstler. Dass dem so ist, liegt natürlich
nicht zuletzt am einzigartigen Gesang des Mannes, der ja auch bei den Livesets
der Red
Hot Chili Peppers mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt. Eindringlich
klagend und doch versöhnlich gurrend, säuselnd und fistelnd hört
man in jeder Sekunde von "Curtains", wer am Mikro agiert. Verwechslungen
ausgeschlossen. Das macht den grossen Sänger aus. Elvis
Presley? Freddie
Mercury (Queen)?
Morrissey
(The Smith)?
Alle erkennt man sie nach einem halben Takt ... so auch Frusciante. In Punkto
Gitarrenakrobatik hingegen hält sich der Meister diesmal dezent zurück,
was dem Charakter der Songs absolut entspricht und dem gesamten Flow des
Albums gerecht wird. Sein Können verheimlicht er dennoch an keiner
Stelle, zu sehr auf den Punkt kommen auch die spartanischsten Pickings auf
"Curtains". Zudem hört man eine ungeheure Reife in Sachen
Songwriting und Erfahrungen mit der klassischen Kompositionslehre aus jedem
der elf Tracks heraus. Das ist eigentlich nicht überraschend, aber
doch immer wieder höchst erstaunlich. Und wenn dann wie in "Anne"
doch mal kurz die Klampfe mit dem Johnny durchgeht ...
Auch textlich bleibt
grösstenteils alles beim alten. Verwirrend, mystisch, (wahrscheinlich)
sehr persönlich, scheinbar resignierend, dann doch wieder hoffnungsvoll
- das lyrische Universum von Frusciantes Werk ist immer ein wenig undurchsichtig.
Zeilen wie "Emptiness Replace My Soul" sind, in einem fort wiederholt,
durchaus dazu angetan, sich gewisse Gedanken über den Seelenzustand
des Interpreten zu machen. Auf mich wirkt das in Verbindung mit seiner
Musik allerdings immer sehr versöhnlich, zum Teil auch geradezu demütig.
Aber auf keinen Fall depri. Alles in allem ist "Curtains" ein
in sich sehr geschlossenes stimmiges Album und ein würdiger Abschluss
des nahezu einjährigen Reigens Frusciantescher Soloergüsse.
Aber das nächste Peppers-Album steht vermutlich ja schon bald wieder
vor der Tür, so dass wir auf unseren Johnnyboy nicht allzu lange
warten müssen. Zum Glück.
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ELECTRO
/ DANCE
Chemical
Brothers: Push The Button
Es war einmal ein kleines, aber feines Duo, das vor ungefähr zehn Jahren
mit einem Paukenschlag das Musikbusiness revolutionierte. 1995 war das Jahr,
in dem "Exit Planet Dust" erschien. Eine Generation von Tänzern,
die damals noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum marschierte, hoppelt
heute in den Indie-Dissen der Welt zu "Leave Home" oder "Song
To The Siren". Den genreprägenden Status von einst haben sie mittlerweile
eingebüsst. Von Album zu Album schien es, als ob ihnen mehr oder
minder die guten Ideen im Klanglabor abhanden kamen. Der verzweifelte Ruf
"Come With Us" mit eher lauen und zerfahrenen Nummern wollte nicht
so recht Gehör finden. Zwischen vereinzelten Songperlen tummelte sich
zu viel Belangloses, um mitreissen zu können. Was bringen uns
die Chemical
Brothers also Anno 2005?
Tom Rowlands und Ed Simons haben in der fast dreijährigen Pause ordentlich
Kohlen gesammelt und setzen den Hammer wieder unter Dampf. Monoton auf die
zwölf zu kloppen, ist jedoch nach wie vor nicht ihr Ding. So bietet
"Push The Button" ein reichhaltiges Elektro-Potpourri, das Big
Beat-Sounds, House-Stampfer, Funk, Hip Hop und sogar Bluesiges unter einem
Dach vereint. Speziell die Bass-Monster unter den elf Destillaten stechen
positiv hervor. Wo noch vor nicht allzu langer Zeit die Handbremse zum Einsatz
kam, die euphorisches Abhotten kaum erlaubte, hämmern die Chemical
Brothers dem geneigten Volk wieder gnadenlos die Beats um die Ohren.
"Galvanize" ist der erste ganz grosse Kraftsport in dieser
Hinsicht. Der kongeniale Q-Tip
(A
Tribe Called Quest) quäkt als Vocal-Gast mit seinem typischen
Stil zu orientalischen Streichersamples. "It's time to galvanize",
es ist Zeit, wachzurütteln, und wie! Einen derartigen Hammer hatten
die Brothers seit "Block Rockin' Beats"-Zeiten nicht mehr im Gepäck,
ein absolutes Highlight. Wer glaubt, dass es danach nicht mehr besser werden
kann, hat Recht. Die Klasse dieses Monstrums erreicht kein einziger Song
im weiteren Verlauf der Trackliste. Aber verzagen gilt nicht. "The
Boxer" (wieder mit Charlatan
Tim Burgess) überzeugt mit funkigem Rhythmus und Stakkato Piano-Samples.
Verspielt und gleichzeitig äusserst tanzbar kommt damit ein Kontrast
zum düster knüppelnden Opener zum Tragen. Sanfte House-Beats,
Distort-Attacken und Acid-Gefiepe bei "Believe" erzeugen hingegen
wieder die drogengetränkte Atmosphäre einer schweisstreibenden
Clubnacht kurz vor Torschluss. Die emotional-musikalische Achterbahnfahrt,
die sich bereits nach drei Songs ankündigt, setzen Rowlands und Simons
gnadenlos bis zum sphärisch blubbernden Schlusspunkt ("Surface
To Air") fort. Sogar ein lieblicher Popsong ("Close Your Eyes")
verirrt sich zwischen Uptempo-Rollercoastern ("Come Inside"),
trockenen House-Pupsern ("The Big Jump") und düsteren Hip
Hop ("Left Right"), wo Mos
Defs Bruder Anwar Superstar glänzen darf. Gegen Ende überraschen
die Chemischen mit Akustik-Gitarren und Beat-Gerüst im Prodigy-Stil
sowie einem kräftig pushenden Steel-Gitarren Sample ("Marvo Ging").
Bei Letzterem linst die Lockerheit und Coolness vergangener Fatboy
Slim-Tage um die Ecke, als Herr Cook noch vernünftige Songs
zusammen bastelte, statt sich mit furzlangweiligen Coverversionen lächerlich
zu machen. Den Vergleich mit den Genannten entscheiden die Brothers dank
des überzeugenderen Songmaterials mit weitem Abstand für sich.
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MUSIK
DVD - ALTERNATIV
White
Stripes, The: Under Blackpool Lights
Kleine Touristeninformation zum englischen Städtchen Blackpool: Das
ist die Stadt mit den grössten und schnellsten Achterbahnen, den
coolsten Clubs, Weltklasse-Shows, kosmopolitischen Restaurants, aktiven
Sportarten und einer atemberaubenden Landschaft, die einem bereits auf dem
Treppenabsatz ins Blickfeld springt. Tja, das ist Blackpool. Aber Moment:
Jack White, der Querdenker schlechthin, sucht sich ausgerechnet DAS Vergnügungs-Paradies
Englands aus, um die bis jetzt einzige Live-Aufnahme seiner Band zu präsentieren?
Spätestens wenn die DVD eingelegt ist, räumen die ersten Szenen
alle Bedenken aus. Ein unscharfes Bild, verzerrte Aufnahmen, und irgendwo
zwischendurch klettert der unverkennbar rot-schwarz angezogene Jack White
mit seiner "kleinen Schwester" im Schlepptau auf die Empore, die
doch noch gerade so als Bühne erkennbar ist.
Das nennt man dann
wohl Super 8 Kamera-Aufzeichnung. Jedenfalls zaubert es einem jeden White
Stripes-Anhänger ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen.
Der Mann der Candy Colors bleibt seinen Idealen treu. Die White
Stripes preschen durch neues und altes Material, von "Black
Math" zu "Death Leaves And The Dirty Ground, über "Seven
Nation Army" hin zu "Hotel Yorba" und wieder zurück
zum frühen "Hello Operator". Auch ein Live-Klassiker wie
das Dolly
Parton-Cover "Jolene" fehlt nicht. Wer die Stripes auf
dieser Tour miterleben durfte, weiss, dass jedem Musikliebhaber bei
diesem Song das Herz still steht. Blues-Rock mit viel Soul - so etwas
kriegt nicht jeder hin. "The Hardest Button To Button" fährt
in rücksichtsloser Punk-Manier davon, lässt kaum Zeit, um zu
Atem zu kommen, und übergibt sogleich an weitere saiten-zerreissende
Oden wie "Ball And Biscuit" oder die allererste Single "Let's
Shake Hands". Extras gibt es (natürlich) keine. Purist White
findet einen Konzert-Film in 8mm mehr als genug. Schliesslich gibt
es im Kino auch keine Menüleiste! "Under Blackpool Lights"
zeigt die White
Stripes pur, ehrlich und direkt - so wie sie eigentlich schon
immer waren. Egal, wie sie nun angezogen sind, egal ob sie Bruder und
Schwester oder Ex-Mann und Ex-Frau sind, die White
Stripes verzichten auf jegliche Offenlegung ihrer Privatsphäre,
weil sie leben um zu spielen. Und das können sie so richtig gut.
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BUCH
TIPP
Chronicles:
Die 60er Jahre
Am 11. April 1961 stand er zum ersten Mal auf einer grossen Bühne:
Der neunzehnjährige Bob
Dylan spielte als Begleitmusiker der Blues-Legende John
Lee Hooker im New Yorker "Gerde's Folk City". Plötzlich
war er da, im Big Apple, das Milchgesicht aus Minnesota. Und schon ein halbes
Jahr später unterschrieb er seinen ersten Plattenvertrag. Das Album
"Bob Dylan"
erschien 1962, und mit ihm begann die Zeit der internationalen musikalischen
Proteste - "blowing in the wind". Angeführt von Bob
Dylan in New Yorks Greenwich Village. Dann kam ein Moment, der vielen
als Verrat erschien. Auf dem Newport Folk Festival 1965 schloss Dylan seine
Gitarre an einen Verstärker an und gab damit das Signal zum Übergang
vom Folksong zum Rock, dem ein ganzes Heer von Musikern folgte. Die Zeit
der Drogen, Flower Power und Hippies begann. Er heiratete, hatte einen Motorradunfall,
der ihn fast das Leben kostete, ihm aber auch eine Zeit der Besinnung verschaffte.
Und einen musikalischen Neubeginn: den Klassiker "John Wesley Harding".
Das ist der Hintergrund eines Lebens in den sechziger Jahren, wie man es
sich bewegter kaum vorstellen kann.
Dylan, Protagonist der internationalen Rockszene und Identifikationsfigur
ganzer Generationen, hat.
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Text-Quellen:
Diverse |
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03.02.2005 16:18:42 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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