News Detail: CD: Top Tipps |
METAL
Kittie:
Until The End
Metal ist eine Männerdomäne - jedenfalls bis vor vier Jahren.
Das amerikanische Mädels-Quartett Kittie
liess diese Illusion platzen und setzte sich mit seinem Debüt
"Spit" im CD-Regal fest. Die ein Jahr später folgende "Oracle"-Scheibe
schaffte es erstens ebenfalls dorthin und zweitens, drei Jahre Ungeduld
zu schüren. Womit wir schon beim Thema sind: Kittie
krallten sich für das aktuelle Album an der Gitarristen-Theke das bissige
Blondchen Lisa Marx zur Reibeisen-Verstärkung. Somit geniesst
Frontmieze, Sängerin und Gitarristin Morgan Lander jetzt Rückendeckung.
Ihre Schwester Mercedes zaubert währenddessen schier Unvorstellbares
aus dem verflixten Drumkästchen, und Jennifer Arroyo kommandiert strikt
die Basslines. Hinterlistiges Merkmal der Band ist der abwechslungsreiche
Gesang. Morgans Stimmbänder säuseln von Gebilden zerbrechlicher
Melancholie und reissen dann alles mit druckvollen Crowls wieder ein.
Mit ihrer cleanen Stimme zeigt sie insgesamt mehr Präsenz und entschärft
die typische Kittie-Härte
drastisch.
Während der Vorgänger durch düsteren Schwermut besticht,
fällt "Until The End" als Mixtur tief rotziger Headbanger-Musik
und MTV-fähigem Ohrwurm-Surrounding aus. Der Partykracher-Cocktail
"Career Suicide" schmeckt nach einem ordentlichem Schuss alter
Kittie-Materie,
aufgefüllt mit melodiereichem Chorus. Die Single-Auskopplung "Into
The Darkness" frisst sich durch die Körperwindungen und klingt
dabei extrem chartverdächtig. Als Schmankerl gibts noch einen Vocal
Remix obendrauf. Rock-groovig weht "Red Flag" ins Gemüt,
während Songs wie "Pussy Sugar" musikalisch eher simpel hartwurschten.
Soll heissen, die meisten Songs bestehen aus ein paar derben, schlichten
Riffs, einer eingängigen Melodie und Morgans Zweistimmigkeit. Wer nach
mindestens einem düsteren, trägen Song sucht, kommt spätestens
am Ende der Scheibe mit "Daughters Down" auf seine Kosten. Zum
Leid aller hartgesottenen Fans und im Gegensatz zu den Vorgängeralben
sind Kittie
mit ihrem hardcorelastigen Metalsound melodischer und eingängiger geworden.
Die Selbstmord-Tendenz sinkt und lebensbejahendes Schnurren verkatert sich
in den Melodien. Weitere Neugierde auf die Umsetzung des Sounds on stage
wird wohl vorerst ungestillt bleiben, denn die Festivals stolpern auf die
Ziellinie zu, und Europa liegt bekanntlich meist am Ende der (Ami-)Welt,
äh Tournee.
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HEAVY
METAL
Unearth:
The Oncoming Storm (2 CD)
Unearth
sorgten schon mit ihren letzten beiden Veröffentlichungen für
einen recht guten Eindruck und legen jetzt mit "The Oncoming Storm"
ihr Metal Blade-Debüt vor. Im Groben ist alles beim Alten geblieben,
das Motto heisst eindeutig: Feinarbeit.
Für irgendwelche drastischen Stilwechsel gab es bei Unearth
auch überhaupt keinen Grund. Zum einen ist der Sound momentan sowas
von angesagt, zum anderen haben sie ihre Sache von Anfang an einfach verdammt
gut gemacht. Wie immer mehr amerikanische Bands haben es die Jungs aus Massachusetts
raus, hardcorelastigen Thrash mit mehrstimmigen Gitarrenläufen in bester
Maiden Manier zu vermischen. Auch wenn ich mich mit der Anschlagtechnik
bei der Single "Black Hearts Now Reign" (scheiss auf die
Triolen) nicht so recht anfreunden kann, so knallt der Track doch ohne Ende,
und wenn da im Mittelteil die Herren Murray und Smith nicht vor Neid erblassen,
weiss ich auch nicht. "Zombie Autopilot" knüpft daran
gleich an, denn die doppelstimmigen Leads zu Beginn des Songs müssten
sich auch auf einem Klassiker wie "Powerslave" nicht verstecken.
Einmal mehr ist es primär der Sänger, der die Band in die Hardcore-Connection
bringt, denn musikalisch stecken die Jungs immer mehr schon beinahe im klassischen
Heavy Metal. Zwar sind, was das Riffing angeht, bei Tracks wie "Bloodlust
Of The Human Condition" eindeutige Hardcore-Anleihen zu hören,
jedoch sprechen die technischen Finessen der beiden Gitarristen McGrath
und Susi eine deutliche Metalsprache. Nachdem sie es schon mit ihrem letzten
Longplayer in die Mitte der Billboard-Charts geschafft haben, sollte das
mit "The Oncoming Storm" gar kein Problem darstellen. Ein variablerer
Sänger wäre zwar kein Fehler, wer es aber derbe inne Schnauze
mag, der kommt an Unearth
nicht vorbei.
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HIP
HOP/RAP / REGGAE
Al
Pancho: Righteous Man
Al
Pancho heisst mit bürgerlichem Namen Owen Ricardo Brown,
er ist ein Rastafari aus Jamaicas Kapitale Kingston und kein ganz neues
Gesicht in der Reggae-Szene. Releast er doch seit Jahren regelmässig
7"-Singles vor allem auf jamaicanischen Labels. Erstaunlicherweise
erscheint aber erst in diesen Tagen sein Debüt-Album "Righteous
Men". Es ist für ein Erstwerk schon erstaunlich, welche Sänger,
DJs und Musiker Al
Pancho für die Mitarbeit gewinnen konnte. Immerhin haben es
sechs Kombinationen auf "Righteous Men" geschafft, und die Liste
seiner Gesangspartner verspricht mit Bounty
Killer, Luciano, Junior Kelly, Jah Mason, Natural Black und Lutan
Fiyah einiges. Als Backgroundsängerinnen geben sich Junior Tuckers
Schwester Nicola Tucker und Leeba Hibbert, die Tochter von Toots Hibbert
(Toots
and the Maytals) die Ehre, mit Saxophon-Legende Dean Frasier und
dem Drummer Leroy "Horsemouth" Wallace waren ausserdem zwei
ganz hochkarätige Musiker im Studio dabei. Stimmlich liegt Al
Pancho irgendwo zwischen Buju
und Mega
Banton, manchmal, wenn er mit der Stimme weit herunter geht, erinnert
er entfernt an Shabba Ranks. Dabei variiert er gesanglich zwischen recht
abgehangen und relaxt bis druckvoll wütend und klagend. Die Lyrics
bewegen sich hauptsächlich im Themenkomplex Rasta, Repatriation, Unity,
Roots and Culture. Passend dazu ist die Instrumentalisierung sehr rootsig
und erdig, oftmals im Midtempobereich. Wirklich harter voll digitaler Stuff
ist auf Righteous Men nicht zu finden. Am dancehallmässigsten
geht der Track mit Bounty
Killer ab, aber das ist bei Bounty ja nicht gerade verwunderlich.
Die anderen Kombinations sind allesamt New-Roots-Nummern, als Opener kommt
gleich Jah Mason mit "Start All Over Again" ins Spiel, das gleichzeitig
einer der stärksten Tunes des Albums ist. Von den acht Solotunes sind
"Things And Times" und "Poverty" besonders überzeugend,
zu zweitgenanntem Tune wurde als Bonus das dazugehörige Video mit auf
die CD gepackt. Righteous Men ist ein gelungenes Debüt von einem Künstler,
der sich offensichtlich Zeit genommen hat für seinen ersten Longplayer.
Auch das starke Aufgebot an Musikern und Gast-Sängern und die nicht
(wie leider manchmal im Reggae/Dancehall) hingerotzten, sondern sauberen
Arrangements der Songs machen das Teil zu einer schönen, soliden Reggae-Scheibe.
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POP/ROCK
/ ALTERNATIV
Ataxia:
Automatic Writing
Wie das nur weiter gehen solle, fragt Schuh in seiner Besprechung des letzten
Albums des Peppers-Gitarristen, und: "Wo will John
Frusciante noch hin?" Acht Wochen später legt der Mann
eine weitere Scheibe vor, aber "Automatic Writing" beantwortet
die Fragen des geschätzten Kollegen nicht, sondern stellt allenfalls
neue. Frusciante, der von "The Will To Death" schon bekannte Josh
Klinghoffer und Fugazi-Bassist
Joe Lally scheinen in den Credits gleichberechtigt, haben demnach alle Songs
gemeinsam geschrieben. Beide sind, meist verfremdet, auch als Sänger
zu hören und waren gewiss an der wieder äusserst kreativen
und detailverliebten Ausarbeitung der Stücke, in denen Strophe und
Refrain kaum noch eine Rolle spielen, beteiligt. Dennoch ist die dominierende
Rolle des Gitarristen bei Ataxia
überdeutlich. Das liegt natürlich zum einen an den unverkennbaren
Gitarrensoli, die psychedelisch beginnen und im Saiten-Delirium enden. Nachdem
Lally mit wenigen trockenen Schlägen die (unwichtige) Melodie vorgegeben
und Klinghoffer den schleppenden Rhythmus bestimmt hat, setzt Frusciante
im Opener gleich nach wenigen Takten seine Duftmarke. Einen noch eigeneren
Charakter aber hat der oft etwas nasale Klagegesang, der auf "Dust"
nach knapp 80 Sekunden einsetzt, wenn das erste Gitarrengewitter abgeklungen
ist. Wieder beschränkt sich das Red
Hot Chili Peppers -Mitglied fast ausschliesslich auf absteigenden
Melodie-Linien, was dem Gesang seinen bitter hoffnungslosen Beigeschmack
gibt. Diese Lieder drücken Stillstand aus und Angst und die ganze Qual
der Erkenntnis. Ihre Wirkung erzielen sie im Kontrast mit der spielerischen
Kunstfertigkeit, mit der die drei die angeblich grossteils live aufgenommenen
Stücke veredeln und zum Teil auf Monsterlänge von über zwölf
Minuten aufblasen. Mit den von Schuh so kenntnisreich beschriebenen technischen
Mitteln schaffen Frusciante und seine Mitstreiter die abwechslungsreichsten
Sound-Landschaften, so dass sich der Schluss aufdrängt, das Leben sei
vielleicht traurig und vergebens, aber nie langweilig und manchmal sogar
schön. Dennoch ist fraglich, ob Ataxia
einen weiter begehbaren Weg vorzeichnen. Denn "Automatic Writing"
suspendiert nicht nur den Songwriter, sondern letztlich auch den Song. Immer
gleichgültiger scheint diesen Soundforschern alle hergebrachte Form
und Struktur, wenn das so weiter geht, hat die nächste Scheibe nur
noch einen Titel, und die übernächste?
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ELECTRO
Mouse
On Mars: Radical Connector
Mit "Radical Connector" bleiben Mouse
on Mars dem Klangexperiment verbunden, können aber immer seltener
vom nachvollziehbaren Groove und angenehmen Melodien lassen. Andy Toma und
Jan Werner finden sich im Pop hörbar gut zurecht. Eine gewisse Basslastigkeit
und der verstärkte Einsatz von Stimmen mögen hierfür stehen.
Zwar zeigte das Duo schon früher ein Händchen für den Dancefloor,
Tracks wie "Wipe That Sound" zeigen Mouse
On Mars dennoch von einer ungewohnt clubbigen Seite. Auch wenn andere
Produzenten eine solche Nummer gefälliger produziert hätten. Ohne
schräge Elektronik geht's eben doch nicht, wie das dubbig und UK Garage-verhäxelt
groovende "Spaceship" beweist. Toma/Werner verleiben sich bei
aller Verschrobenheit angesagte Clubtendenzen problemlos ein. Die zahlreichen,
elektronisch bearbeiteten Vocals erinnern manchmal an Daft
Punk ("Mine Is In Yours" oder "Send Me Shivers").
Gleichwohl die beiden Deutschen gebrochener und abstrakter zu Werke gehen
als die Franzosen ("Blood Comes").
Bei heftigen Passagen kommen auch Terranova
mit ihrem Mix aus hart synkopierten Moves und catchy Experimenten in den
Sinn. So verführerisch poppige Vocals wie bei "Send Me Shivers"
gab's bei Mouse
On Mars dafür noch nie. "The End" flowt kontemplativ,
während "All The Old Powers" auf experimentelle Drumprogrammierung
und erneut dubbigen Bass rekurriert. Die unkonventionelle Frauenstimme des
deep brummenden "Evoke An Object" erinnert zum Abschluss an Björk.
Das Schöne an der Platte: man entdeckt in jedem Song hitverdächtige
Ansätze und stellt sich vor, die international anerkannten Elektroniker
könnten einen Charts-Hit landen, wenn sie nur wollten. Alle Sounds
(auch Gitarren kommen zum Einsatz) sind sorgfältig ausgewählt,
aufeinander abgestimmt und vielschichtig arrangiert. Deshalb klingt "Radical
Connector" frisch und nach Mouse
On Mars.
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POP/ROCK
/ ALTERNATIV
Soulwax:
Any Minute Now
Es ist kaum zu glauben, aber seit dem letzten Soulwax-Album
"Much Against Everyone's Advice" sind fünf Jahre vergangen.
Dabei waren die Dewaele-Brüder Stephen und David, die in der Hauptsache
für Soulwax
verantwortlich zeichnen, nie wirklich von der Bildfläche verschwunden.
Als 2 Many DJs brannten sie in den letzten Jahren weltweit Tanzpaläste
nieder, die gelten wohl als bekannteste Vertreter des Bastard-Pop-Genre.
Aber hilft ihnen das bei "Any Minute Now"?
Zunächst klingt alles vertraut. Die beiden ersten Tracks haben den
alten Soulwax-Klang,
"E Talking" wirkt mit seinem schnarrenden Bass zu Beginn wie von
Muse geküsst. Trotz der gewohnten Sounds wird schnell klar, was der
Einfluss von 2 Many DJs ist: gegen Ende schleichen sich immer mehr elektronische
Elemente in den Song ein. Der folgende Titeltrack betreibt das Soulwax-typische
Laut-Leise-Spiel, ähnlich wie beim Titeltrack des letzten Albums.
Viele Stücke folgen diesem Muster, so auch das verhalten rockende "Accidents
And Compliments". Ebenso "Slowdance", bei dem allein der
Titel suggeriert, Soulwax
wäre mit "Any Minute Now" auf Schmusekurs. Wirklich schön,
weil recht unerwartet, schmeichelt "A Ballad To Forget" den Gehörgängen,
keineswegs ein Stück, das man schnell vergessen will. Wie schon auf
der letzten Scheibe zeigt sich, Soulwax
sind fast am Besten, wenn sie ganz leise sind. Doch das war's dann erstmal
mit Vertrautem, und nun beginnt das, was man fast erwarten konnte. Ein Bastard
aus beiden Stilen, "Miserable Girl" weist auf, wie sich Soulwax
entwickelt haben. Harte Beats und ein dunkel wabernder Bass untermalen "Please
... Don't Be Yourself", ein hypnotisch unterkühlter Track, der
trotz des süsslichen Gesangs fast ein wenig verunsichert. Elektrisch
geht's weiter, wie eine kleine Zeitreise mutet "Compute" an, fühlt
man sich doch ein wenig an Jean-Michel Jarre erinnert. Die Dewaele schrecken
halt vor nix zurück. Beizeiten muten sie dem Hörer ein bisschen
viel zu, nicht immer ist es leicht, "Any Minute Now" zu geniessen.
Paradebeispiel dafür ist "KracK", das mal zart poppt, dann
wieder bis zur Unkenntlichkeit verzerrt an den Ohren reisst. "NY
Excuse", einer der besten Tracks auf "Any Minute Now" (leider
ist es etwas lang geraten), könnte auch als Elektropop-Nummer aus der
Feder der Chicks
On Speed stammen. Auch "YYY/NNN" fordert nicht nur im
Titel einiges an Offenheit vom Hörer, gegen Ende laufen die Belgier
noch mal zu Höchstform auf. Insgesamt gelingt Soulwax
nach langer Abwesenheit genau das, was alle von ihnen erwarten, nämlich
keine Erwartungen zu erfüllen. Erwies sich schon "Much Against
Everyone's Advice" als riesiger Grower, so dürfte "Any Minute
Now" gegen Ende des Jahres seine volle Reife im Ohr des Hörers
erreicht haben.
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POP/ROCK
Clinic:
Winchester Cathedral
Die rockigen Männer in den weissen Kitteln sind endlich wieder
im musikalischen Hospital eingetroffen. Clinic
zogen sich für gut zwei Jahre in ihre dunklen Versuchsräume zurück.
Ab sofort ist ein neues Heilmittel gegen herbstliche Depressionen, mitten
im Sommer, legal zu erwerben. "Winchester Cathedral" nennt sich
die aktuelle Wunderpille. Die ungewöhnliche Mischung aus Punk- und
Jazzmelodien überzeugte schon 2002 mit "Walking With Thee"
jeden Krankenhaus-Besucher.
War man anfangs vielleicht noch der Meinung, dass man das nicht mehr toppen
kann, irrt sich so mancher Clinic-Patient.
Perfektionismus bis zum letzten Song: daran arbeitete das Quartett intensiv
und liess sich im Versuchslabor ein Jahr mehr Zeit. Ursprünglich
sollte die neue Wirkungsstätte "Winchester Cathedral" bereits
2003 erscheinen. Zu Beginn hypnotisieren Leadsänger Ade Blackburn und
seine Kollegen mit den pulsierenden Tönen einer Herzmaschine, die wiederbelebend
in den ersten schwungvollen Song "Country Mile" übergeht.
Das Herz pocht weiter bei jedem Pianoanschlag, und die Klarinette begleitet
einsam "Circle Of Fifths". Den Mundschutz scheint der Sänger
auch im Studio nicht abzunehmen, er nuschelt die Texte nur noch intensiver
ins Mikro. Und wieder mal ist die wunderbare Melodica das Hauptwerkzeug
von Oberarzt Blackburn.
Mit Clinic
erleben wir erneut eine Achterbahnfahrt durch sämtliche Musikrichtungen,
von Irish Folk Pub-Klängen über Klezmer-Klarinetten-Gebläse
und jazzige Walzer-Rhythmen bis zum guten, alten Rock'n'Roll. "Home"
lässt einen kurz die Schweisstropfen auf der Stirn trocknen, bevor
wir mit "WDYYB" den vollen Garagen-Punkrock-Tritt kassieren. Sensationell,
eine wilde Mischung, die den Magen schon mal etwas reizen kann. Jedoch führt
das Kribbeln keineswegs zum Erbrechen. Im Gegenteil, die Körperorgane
pogen im Operationssaal der englischen Mundschutzgang.
Das Stroboskoblicht brennt exstatisch mit "The Majestic #2". Mit
mystischen Melodien, die auch aus Island importiert sein könnten (Falstaff)
gleiten wir direkt in die Welt der Klezmer Musik. Im "August"
tanzt die Klarinette auf jeder Hochzeit und fordert zum Walzer auf. 1-2-3,
1-2-3, 1-2-3...
Zum Finale werden die Finger noch einmal ordentlich strapaziert. Ein instrumentaler
Höhepunkt, der die klinische Operation erfolgreicher nicht beenden
könnte. Popguru John Peel dürfte mal wieder von diesem ohrenschonenden
Musikcocktail begeistert sein. Und jeder eingebildete Kranke wird aus dem
Bett hüpfen und die englische Meisterdroge genüsslich und vergnügt
zu sich nehmen. Täglich, stündlich, so oft es nur geht. Thank
You!
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POP/ROCK
Papa
Roach: Getting Away With Murder: Enhanced
Objektiv überraschen können Papa
Roach mit ihrem sechsten Longplayer kaum mehr. Müssen sie auch
nicht. Schliesslich weiss der Alternativerock-Vierer spätestens
seit dem Erfolgsalbum "Infest" wohin der Hase läuft, zieht
sein Ding durch und trachtet höchstens danach, den einen oder anderen
Soundparameter zu verschieben. Je nach Perspektive heisst das Stagnation
oder Fortentwicklung. Letzteres mag sich dem Fan besser erschliessen.
Nichtsdestotrotz liefern die Nordkalifornier reichlich professionelle Riff-Mucke
ab. Papa
Roach verlassen sich auf ihre Stärken: griffige Songs, getragen
von schnittig bratzenden Riffs und energetischen Vocals. Hymnisch eingängige
Mitgröl-Refrains ("Take Me") lagen Jacoby Shaddix schon immer.
Seine emotionale Power dürfte Papa
Roachs auch den Durchbruch gebracht haben. Die Platte klingt erwartungsgemäss
transparent und drückend produziert. Einzig die Single "Getting
Away With Murder" weicht mit leichtem Industrial-Touch etwas ab. "Be
Free" flowt mit catchy Riffs und rotzigem Strophengesang im Monster
Magnet-Bereich. Das als Ballade angelegte "Scars" fällt
rhythmisch etwas aus dem Rahmen. "Tyranny/Normality" powert dann
zwischen Tom Morello-Riffs und Punk-Tempo.
Spätestens "Done With You" mit seinen Tempowechseln beweist
einmal mehr, dass Papa
Roach ihr Handwerk beherrschen. Alles im grünen Bereich. Und
so ziert die Single "Getting Away With Murder" auch den Science
Fiction-Blockbuster "Pitch Black - Planet der Finsternis". Ihren
melodiösen Metal- und Punkinfizierten Rocksound präsentieren Papa
Roach im Oktober auch live.
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METAL
Danzig:
Circle Of Snakes
Nachdem sich Meister Danzig
in den letzten Tagen eher mit "Auffe Schnauze"-Aktionen in Szene
gesetzt hat, ist es mal wieder an der Zeit, sich auch musikalisch zu Wort
zu melden. Dies geschieht allerdings auf ungewohnt zurückhaltende Art
und Weise. Das soll jetzt nicht heissen, dass sich der Muskelzwerg
auf einmal nur noch säuselnd äussert, sonder eher, dass sein
Gesang auf "Circle Of Snakes" nicht gerade in den Vordergrund
gemischt wurde. Irgendwie scheint das aber symptomatisch für die Scheibe
zu sein, denn wirklich Herausragendes leistet Danzig
damit nicht. Selbst die Schlampen im Booklet können nicht wirklich
überzeugen, vielleicht sollte man die besser bei den Produzenten irgendwelcher
Hip Hop-Videos buchen und nicht aus drittklassigen Pornos.
Egal, zurück zur Musik. Die hat zwar tatsächlich den behaupteten
sehr düsteren Touch, jedoch scheinen sich Glenn und der zumindest für
die Albumaufnahmen zur Band zurückgekehrte Tommy Victor (Prong) nicht
so ganz einig zu sein, in welche Richtung sie den lenken wollen.
Zwar ahnt man immer wieder die bluesigen Ansätze, mit denen Danzig
sich von vielen anderen abgehoben haben, doch auch der Industrial-Tiefschlag
von "Blackacidevil" scheint hin und wieder durch. Da nicht nur
der Gesang keinen Glanzpunkt setzt, sondern auch Drums und Gitarre kein
produktionstechnisches Meisterwerk sind, geht der Scheibe, trotz einiger
guter Songs, recht schnell die Luft aus. Mit einem gewissen Hitpotential
ausgestattet sind Stücke wie "1000 Devils Reign", das melancholische
"Skullforest" oder das etwas rockigere "Night, Besodom".
Mit dem erdigen "Nether Bound" und dem etwas zügigeren "Black
Angel, White Angel" kommen noch zwei Tracks hinzu, die ebenfalls in
Ordnung gehen, aber das ist im Schnitt leider kein grosser Knaller,
den der Mann so langsam brauchen könnte, um nicht an Bedeutung zu verlieren.
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MUSIK
DVD
Calexico:
World Drifts In: Live at the Barbican
Mariachi-Bands sind diese mexikanischen Hochzeitskapellen mit den schmetternden
Trompeten, den breitkrempigen Sombreros und den viel zu engen Westchen.
Luz De Luna, die Mariachis um den sympathischen Leiter Ruben Moreno, arbeiten
zwar nicht zum ersten Mal mit Calexico
zusammen, selten genug ergibt sich aber die Gelegenheit, gemeinsam einen
Abend zu gestalten. Dieser Tatsache verdankt die DVD "World Drifts
In" ihren wahren Glanz. Solide und in der Besetzung abwechslungsreiche
Gigs ist man von Calexico
ja gewohnt. Genau so einen durchschnittlich-guten Auftritt liefern die Tex-Mex-Desertrocker
in der ersten Hälfte ihres Stelldicheins im Londoner Barbican (27.11.2002)
ab. Die Stammbesetzung bietet mit Akkordeon, Vibraphon und Pedal Steel Guitar
wenig Neues. Das ändert sich schlagartig mit dem Auftritt von Luz De
Luna. Die acht Mann/Frau starke Truppe marschiert in voller Charro-Tracht
ein und zündet mit "El Picador" ein mexikanisches Feuerwerk.
Nach dieser temperamentvollen Mariachi-Ouverture verwebt sich ihr Bandklang
im weiteren Verlauf beeindruckend originell und homogen mit dem Calexico-Material.
Als ob Luz De Luna nicht schon Sahnehäubchen genug wäre, erscheint
auch noch die französische Chanteuse Francoiz Breut (Gesang) für
zwei Songs auf der Bühne. Den krönenden Abschluss dieses einmaligen
Erlebnisses bildet eine 10-Minuten Version des 2001er Single-Hits "Crystal
Frontier". "World Drifts In" überzeugt in erster Linie
durch die berauschend inszenierte Live-Performance. Eine kompetente Kameraführung,
sauberer Klang und einige nette Features runden das Gesamtbild positiv ab.
Neben den obligatorischen Interviews und Videos gibt es eine Dokumentation
zur Geschichte und Kultur der Mariachi-Musik und einen Cartoon namens "El
Kabong Rides Again"?! Für Fans der Wüsten-Rocker ein "Kaufen-marsch-marsch"-Album.
Für alle Neulinge der perfekte Einstieg, sich dem wüsten Rock
der Herren Burns und Convertino zu widmen. "World Drifts In - Live
At The Barbican London" zeigt eine Band auf dem Höhepunkt ihres
Schaffens. Besser, stolzer und mitreissender können sich Calexico
nicht präsentieren.
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Text-Quellen:
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03.09.2004 14:11:14 / enzo Alle Angaben ohne Gewähr |
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