News Detail: CD: Top Tipps

CROSSOVER/NU METAL
System Of A Down: Mezmerize
John Dolmayan drischt auf die Felle seiner Trommeln, dass es eine Lust ist und man jeden Moment das Eintreffen einer Sehnenscheidenentzündung erwartet. Daron Malakian behandelt seine Gitarre kein Stück sanfter. Ein wahres Metal-Gewitter entfaltet sich zu Beginn von "Cigaro". Wenn dann noch die Stimme Malakians einsetzt und verkündet "My cock is much bigger than yours" und Kollege Serj Tankian mit "My cock can walk right through the door" einstimmt, weiss jeder, was die Stunde geschlagen hat. System Of A Down sind zurück. Unerbittlich hart in Musik und Wort.
Das schwer rockende "Cigaro" ist aber nur einer der vielen Höhepunkte auf "Mezmerize". Verstörend gut gelungen ist dem Quartett aus Los Angeles auch ihre Single "B.Y.O.B.", die nicht nur bissig empfiehlt, eigene Bomben zur Party mitzubringen, sondern zugleich zeigt, wo es auf der vierten Scheibe entlang gehen soll. In klassischer System Of A Down-Manier folgen melodiöse, Gänsehaut erzeugende Instrumentalpassagen auf derbe Mosh-Parts, während hymnische Refrains mit sarkastischen Texten auf Elemente armenischer Folklore treffen. Alles, was diese Band immer schon ausgemacht hat, lässt sich auf "Mezmerize" aufstöbern. Doch die Gegensätze sind stärker herausgearbeitet, die musikalischen Farben knalliger, die Arrangements pointierter als auf dem Vorgänger. Wo "Steal This Album" zum Teil wie eine musikalische Resteverwertung klang und Schwächen zeigte, finden sich auf "Mezmerize" fast nur Titel der Güteklasse A.
Nichts überliess die Band dem guten Freund vieler Musiker namens Zufall: Auch für das vierte Album hat sich Rick Rubin als Produzent zur Verfügung gestellt, Gitarrist Malakian war dabei sein gleichberechtigter Partner. Rock-Obermischer Andy Wallace drehte die letzten Knöpfchen in die richtige Position, kein Wunder also, dass der Sound derart gut geworden ist. Wer sich über das zugegeben etwas seltsame Cover-Artwork wundert, es entstand in Malakians Familienbetrieb. Vater Vartan schwang den Pinsel für die Band des Sohnemanns. "This Cocaine Makes Me Feel Like I'm On This Song" läutet brachial die zweite Hälfte von "Mezmerize" ein und klingt tatsächlich wie ein Trip mit aufputschenden Drogen. Aber eine Frage muss gestattet sein: Was verdammt noch mal ist "Gonorrhea Gorgonzola"? Wie ein wohlschmeckender Pizzabelag klingt das jedenfalls nicht.
Hollywood - ein Synonym für Oberflächlichkeit und Dekadenz, Erfolg und Scheitern in einem - kennt die Band aus Los Angeles aus erster Hand. Schliesslich wurden sie in Johnny Depps Ex-Club "The Viper Room" entdeckt, der bereits für manch traurige Nachricht gut war. Scheinbar haben einige Eindrücke ihre Spuren hinterlassen, denn dem Stadtteil von L.A. widmet das Quartett gleich zwei Songs. Einer davon lohnt sich besonders für eine genauere Betrachtung: Bemerkenswert leise und anklagend schleicht "Lost In Hollywood" durch die vermeintliche "Traumfabrik". Wie ein "Streets Of London", das seinem letzten Funken Romantik beraubt wurde. Mit reichlich Backgroundchören blickt Malakian auf all die Verlierer, die von Goldgräberstimmung geblendet einfielen und nun als streunende Seelen durch die Strassen ziehen. "You should've never gone to Hollywood". System Of A Down servieren ein deftiges Album, auf dem es trotz seiner nur 36 Minuten Länge reichlich zu entdecken gibt. Mehr davon soll in Halbjahresfrist beim Händler unseres Vertrauens stehen. Warum also haben die Herren nicht gleich ein Doppelalbum konzipiert? Man wollte den Hörern Zeit geben, einen Teil zu verarbeiten, bevor der nächste Brocken einschlägt. Recht haben sie. An diesem kann man eine gute Weile kauen. Und an das Cover gewöhnen wir uns, bis "Hypnotize" im Herbst erscheint, auch noch.
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HIP HOP/RAP
Quasimoto: Further Adventure Of Lord Quasimoto
Wer zufällig weiss, welche Substanzen Madlib dazu gebracht haben, dieses Album aufzunehmen, der soll sich bitte melden. Denn erstens wirkt das Zeug offenbar besser als jedes bekannte Dopingpräparat (immerhin veröffentlicht kein Anderer in einer höheren Frequenz), und zweitens würde ich gerne dieses durchgeknallte Meisterwerk verstehen. Quasimoto ist zwar kein unbekanntes Alter Ego des Beatconducters, aber so komplex und so weltfremd klang die Heliumstimme nicht einmal bei seiner letzten Veröffentlichung "The Unseen" aus dem Jahr 2000.
Wer hierfür eine nähere Erklärung benötigt, dem sei gesagt: Madlib bastelt Beats, denen er vorwiegend mit abgefahrenen Samples noch viel abgefahrenere Persönlichkeiten gibt. Und weil der Frankenstein des Underground-Raps seine Stimme nicht mag, pitcht er sie einfach hoch, schlüpft in die Haut von Quasimoto und rappt sich mit einem Hochfrequenz-Organ durch seine ganze eigene Welt. Natürlich läuft dieses Geschehen weitab von den herkömmlichen Hip Hop-Dogmen ab - zur G-Unit stösst Lord Quas in absehbarer Zeit sicher nicht. Doch was sagt der schöne Spruch, den schon Gustav Klimt für sich beanspruchte? "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit." Und jeder Kunst ihre genialen Spinner. Wer sich auf die Hirngespinste von Quasimoto einlassen will, sollte sich aber der Nebenwirkungen bewusst sein. Nach etlichen Veröffentlichungen, die Madlib in den letzten Jahren abgeliefert hat - "Madvillainy", "Jaylib", "Blunted In The Bomb Shelter", Yesterdays New Quintet, das Blue Note-Projekt - erblicken hier die abgefahrensten Instrumentals das Licht der Rapwelt, die Quasimoto um ein sehr weites Feld erweitert. Auf knapp 70 Minuten tummeln sich schräge Töne, spröde Beats, dreckige Samples, dazu alles, was die Schattenwelt der Akustik sonst noch so zu bieten hat; das alles verdichtet sich zu einem Meisterwerk des Wahnsinns. Inhaltlich geht es nicht weniger unordentlich zu. Lord Quas sinniert mal über Rauschmittel, mal über die Frauen, um dann mir nichts dir nichts seine Rapeinflüsse in die Runde zu werfen. Vielleicht hat "Life Is ..." sogar etwas Philosophisches. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Diese Beats haben meinen Kopf schon so weichgespült, dass ich weder oben von unten noch Bewusstsein von Hypnose unterscheiden kann. Eins macht mir aber jedes weitere Stück klar: Madlib ist einer der innovativsten Köpfe, die der gesamte Musikzirkus zu bieten hat.
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HIP HOP/RAP
Looptroop: Fort Europe
So honk your horn! Bounce along! C'mon, the troop got the cure for the restless and bored." Und nicht nur das. Die schwedische Hip Hop-Formation Looptroop beweist mit ihrem dritten Album, dass man politisch Stellung beziehen, komplexe Geschichten erzählen und wunderbare Liebeslieder schreiben kann, wenn, ja, wenn man rappen kann. Liegt dem Ganzen dann noch ein überaus intelligenter musikalischer Unterbau zugrunde, wie im Falle von "Fort Europa", kann man nur noch den Hut ziehen. Diese Platte braucht den Vergleich mit ihrem grossartigen Vorgänger "The Struggle Continues" in keiner Hinsicht zu scheuen. In erster Linie ist dem Produzenten DJ Embee zu huldigen, der mit seinen abwechslungsreichen Beats und elegant arrangierten Instrumentals eine Virtuosität an den Tag legt, dass man nur staunen kann. Eine mehr als angemessene Plattform für drei MCs, von denen jeder für sich als Ausnahmetalent gewertet werden muss - und Promoe, Cosmic und Supreme wissen diese Bühne für sich zu nutzen. Dichtkunst und Rapskills geben sich das Mic in die Hand. Es werden Geschichten von derart epischer Breite erzählt, dass sie den Rahmen eines Tracks sprengen: "Trinfidelity", "Trinsanity" und "Trincest" sind tatsächlich als Trilogie angelegt. Erst mit der dritten Episode schliesst sich der Kreis; die Story ist filmreif.
Kein einziges Stück ist schwach, man kann auf der Suche nach einem Anspieltipp wahllos und beherzt zugreifen. "Chana Masala" zum Beispiel: Hier feiert man die eigene Truppe ab ("Looptroop - hot shit. Who the fuck are you?"), gleichzeitig gibt es einen Rundumschlag gegen Rassismus, Sexismus und George Bush, und man rappt zudem noch die halbe Speisekarte eines indischen Restaurants herunter. Das Ganze serviert in abartigem Tempo und grandiosem Flow: Hot shit, in der Tat! George Bush bekommt in "Hurricane George" weiter ausgiebig sein Fett weg. Mit Unterstützung der auf Looptroop-Produktionen immer wieder gern gesehenen Gäste Chords und Timbuktu wettern die Schweden über und gegen die Wiederwahl des amerikanischen Präsidenten, dass es nur so kracht. Überhaupt scheuen Looptroop die Beschäftigung mit tages- und weltpolitischen Themen nicht: "Fort Europa" ist ein wortgewaltiges Statement gegen Ab- und Ausgrenzung, gegen Krieg und - erstaunlich, auf Hip Hop-Terrain - gegen Gewalt, und wirkt dennoch an keiner Stelle oberlehrerhaft oder moralisierend. Nein. Denkende Menschen schreiben kluge Texte. So sollte das öfter sein. In "21 Grams", inspiriert durch den gleichnamigen Kinofilm, heisst es beispielsweise: "Some people carry the weight of the world on their shoulders with so many grace you pray for them not to fall over." Ja. Und manche schreiben Zeilen von solcher Eleganz, dass man betet, die ganzen Hater mit ihren überflüssigen Fick-deine-Mutter-Punchlines würden beschämt im Erdboden versinken. Des Weiteren enthalten: ein Tischtennismatch der Casual Brothers im Intro (Embee gewinnt), ein Gastauftritt des schwedischen Soulsängers Daniel Lemma, der seine afrikanischen Wurzeln und eine Fülle unterschiedlicher musikalischer Einflüsse in seinen Beitrag zu "Unilateral Communication" einfliessen lässt, sowie mit "Sparkplug" ein derart schöner Lovesong, dass selbst alte Zyniker geneigt sind, wieder an die Existenz grosser Gefühle glauben zu wollen. Wenigstens fünf Minuten lang. Mein persönlicher Favorit ist "Night Train", doch wie gesagt: jedes Los gewinnt.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Gorillaz: Demon Days
"Kommen Sie näher, Herrschaften, nur keine falsche Scheu. Für ein paar läppische Euro gehen Sie auf eine Reise durch den Schrecken der Wirklichkeit. Springen Sie in den Knochenwaggon, und auf geht es ins Spiegellabyrinth des alltäglichen Grauens." Damon Albarn besitzt keinerlei Marktschreierqualität. Sonst stünde der Blur-Kopf nämlich auf dem Jahrmarkt, um der Menschenmenge inbrünstig seine ganz persönliche Horrorshow schmackhaft zu machen, anstatt die Idee von "Demon Days" in mühseligen Interviews zu verklickern. So aber gibt es die Geisterbahnfahrt des Damon A. vorerst nur aus der Konserve. Schon beim Losrollen schlagen sägendes Frankenstein-Cello und Sirenen Alarm. Kopf einziehen und ab nach unten. In die Schattenwelt der Zombies, die sich Tag für Tag durch die Gassen deiner Stadt schleppen. "Are we the last living souls?", ruft Comicfigur Albarn ironisch gebrochen über den Friedhof, während im Hintergrund verfluchte Seelen auf Katzenfellen zum dubbigen Beat tanzen. Der Britpopper hat zuletzt wohl vornehmlich den New Yorker Noise-Xanthippen Liars gelauscht und Nachrichten geschaut. Des Hexenmeisters Gebräu schmeckt nach dunkler Moll-Rezeptur, gebraut im von Jamie Hewlett wieder grandios gezeichneten Tank Girl-Endzeituniversum. Streicherarrangements statt Buena Vista Social Club. Auch entspannt-verkiffte Kopfnickerei gehört über weite Strecken zum Gestern.
Beim Umgraben der Gorillaz-Tollwiese stösst er auf Neneh Cherry und legt den Blick auf eine verfallene Gesellschaft frei: Bewaffnete Highschoolkids ("mesmerised skeletons") ticken als lautlose Zeitbomben vor sich hin. Industrielle Noise-Collagen thronen über früher grünen Landschaften. Die sind in Vergessenheit geraten unter Schichten von Feinstaub: "You can't even trust the air you breathe", heisst es treffend im Titeltrack. Doch die Natur rächt sich. Im vom Hollywood-Bösewicht Dennis Hopper vorgelesenen "Fire Coming Out Of The Monkey's Head" pustet ein Berg namens Affenkopf ungebetene Gäste einfach weg. Die "Clint Eastwood"-Fortsetzung "Dirty Harry" wirft eine freakige Lichtshow an die Geisterbahndecke. Zwischen Les Rythmes Digitales-Stampferei sind Kinderchöre, allerhand Orchesterzubehör (Viola, Violine, Kontrabass) und Handclaps auszumachen, bevor der Song um die nächste Ecke biegt und mit einem Mal eine bitterböse Rapabrechnung mit George W. serviert. "The war is over / so said the speaker / with a flight suit on", flüstert der traumatisierte Irakkriegsveteran aka Gaststimme Bootie Brown im Fieberwahn.
Das anschliessende "Feel Good Inc." pustet Trockennebel in die Dunkelheit der Geisterbahn. Die Gravitation aufgehoben, schwebt Albarns Stimme in den Wolken. Er rappt und singt zu schiefen Electro-Versatzstücken und bittet zwischendurch auch noch die Hip Hop-Alleskönner De La Soul ans Mikro. Schon nach einem Hördurchgang bekommt man den Übersong des Albums garantiert nicht mehr aus den Ohren. Die hier gesetzte Marke erreicht die Platte im weiteren Verlauf nicht mehr. Als weiterer Höhepunkt kommt "El Manana". Die hier zelebrierte Introvertiertheit hätte auch gut auf die letzte Blur gepasst. Die Weltraumreise "Every Planet We Reach" wartet mit einsamem Piano, kurzem Pink Floyd-Intermezzo und sakralem Chor auf - fast schon ein Schlussstück. Doch vorher steht ja noch "DARE", das zentnerschwere Beats fallen lässt wie abgespacte Deichkinder am Limit. Neben den Gaststars lebt das Album von der fetten Produktion des Bastardpoppers Danger Mouse. Dank ihm fiebt, dröhnt und rockt das Zweitwerk der körperlosen Truppe lässigst. Den hakenschlagenden Pfaden zu folgen, fällt dank schlüssigem Gesamtkonzept nicht schwer - mehr als eine handvoll Probefahrten durch die Dämonenherberge vorausgesetzt.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Audioslave: Out Of Exile
Rage Against The Machine haben sich mit ultimativen Riffs verewigt, und das Debüt ihrer Erben Audioslave war mit Sicherheit eine der besten Alternativerock-Scheiben des Jahres 2002. Mit dem Zweitling "Out Of Exile" konsolidiert die Supergroup um Gitarrist Tom Morello nun erwartungsgemäss den Kurs. Überraschendes kommt dabei natürlich nicht rüber. Zumal vorliegendes Songmaterial teilweise im Fahrwasser des Debüts entstanden sein dürfte. War man damals noch gespannt, ob die Fusion von dreiviertel RATM mit dem wichtigsten Soundgarden-Anteil klappen würde, lassen es Audioslave mittlerweile nicht mehr ganz so heftig angehen. Besser formuliert: Sie machen es den Red Hot Chili Peppers nach und suchen die Harmonie. Härte und Tempo sind zwar noch präsent, aber nicht mehr allmächtig. Das Ganze kracht ordentlich los mit "Your Time Has Come" bzw. "Out Of Exile" und mündet in die emotionale Single "Be Yourself". Allein das RATM-Riff des Titeltracks und der Refrain der Single sind die Platte wert, keine Frage. Danach verliert sie etwas an Aggressivität. Das muss kein Nachteil sein. Dennoch klingen Tracks wie das Blues-inspirierte "Doesn't Remind Me" oder das langsame "Heaven's Dead" bei aller kompositorischen Fähigkeit irgendwie saturiert, zumindest gezähmt - das überflüssige "Dandelion" oder die beiden letzten Tracks sogar zu konservativ. Das mag manchmal Cornells Gesangsstil geschuldet sein, ist dennoch verschenkte Energie. Denn Mastermind Morello, Drummer Brad Wilk und Basser Tim Commerford haben den monströsen Groove im Blut, die härtere Gangart liegt ihnen besser. Diesen legen sie bei der Up-Tempo-Nummer "Man Or Animal" ein. Der Track demonstriert, weshalb Morello berühmt geworden ist. Und natürlich gelingt auch eine hervorragende langsame Nummer: "Yesterday To Tomorrow". Die Bandmitglieder von Audioslave schreiben vielleicht keine Musikgeschichte mehr. Naseweis vorwerfen lassen müssen sie sich das von der Geschmackspolizei aber nicht, denn "Out Of Exile" ist trotz allem ein massiges Rock-Album geworden.
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POP/ROCK
Joana Zimmer: My Innermost
Joana Zimmer veröffentlicht mit "My Innermost" also ihr Debüt, will man uns weismachen. Ist aber gelogen. Joana Zimmer hat bereits eine Platte veröffentlicht. Die hört auf den Namen "Pieces Of Dreams" und entstand, bevor die Plattenindustrie ihre langen Finger nach der talentierten Sängerin ausstreckte. Auf jenem Album frönte sie ihren musikalischen Wurzeln im Jazz. Diesen Teil ihres Lebens hat man kurzerhand aus allen offiziellen Biografien getilgt, damit sich auch ja niemand wundere, dass Joana auf einmal nicht mehr künstlerisch anspruchsvolle Musik macht, sondern ihre Stimme belanglosem Chartsmüll leiht. Joana Zimmer schreibt selbst Lieder. Nur wollte anscheinend keiner das Wagnis eingehen und Tracks der jungen Berlinerin ins Rennen um die Chartskrone schicken. Schade, so viel Selbstverleugnung verwundert doch sehr, strotzt ihre Vita doch nur so von Durchsetzungskraft und Kreativität. So so, die deutsche Celine Dion soll sie also sein. Es ist doch zum Kotzen! Die deutsche Antwort auf XY, die deutsche sowieso. Wie wäre es denn zur Abwechslung mit der deutschen Joana Zimmer? Die kennt nämlich bislang noch kaum jemand.
Wer zum Henker ist eigentlich dafür verantwortlich, dass ein Talent nach dem anderen auf dem kreativen Friedhof landet, nur weil irgendwelche Manager meinen, sie müssten international gültigen Standards nachhecheln, die zwar kurzfristig Erfolg versprechen, dafür aber ungefähr so aufregend sind wie ein Hundehaufen im englischen Regen? Nebenbei: Celine Dion hat fertig. Von dieser Frau kommt nichts mehr. Deshalb auch ihr Rückzug nach Las Vegas. Was das mit "My Innermost" zu tun hat? Sehr viel, strotzt das Album doch nur so von songwriterischen Plattitüden und millionenfach vorgekauten - vermeintlichen - Allheilmitteln, um die (weltweiten) Charts zu knacken. Das hier soll der Big Deal sein, mit dem eine deutsche Künstlerin zu Weltruhm aufsteigen soll? Die Wirklichkeit macht auch diesen Anspruch so was von platt, dass man sich damit nicht einmal mehr gefahrlos den Hintern abwischen könnte. "Love Is A Temple": Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - kurzer, ruhiger Erholungsteil, und dann ab in den Schlussteil - einen Halbton höher natürlich. So oder so ähnlich dudelt "My Innermost" 50 Minuten vor sich hin. Adult Contemporary bis zum Erbrechen. Furchtbar. "I Believe" hebt das Niveau ein wenig, aber nur für einen viel zu schnell vorüber ziehenden Augenblick. Danach hält wieder Tristesse Einzug und greift mit geifernden, schmalzigen Klauen nach unschuldigen Ohren. Der unvermeidliche Latino-Klang ("What You Give Is What You Get") schmust sich an R'n'B-Balladen, die weder Rhythm und schon gar keinen Blues haben. Ein zweites Winz-Highlight stemmt "Island In The Stream", im Original von den Bee Gees, das die Gebrüder Gibb für Dolly Parton und Kenny Rogers schrieben.
"Because Of You" schiesst dann endgültig den Vogel ab. Chris Rea sollte einmal seine Anwälte einschalten und Tantiemen für "Tell Me There's A Heaven" fordern. Aber trotzdem: alles Gute für die deutsche Celine auf ihrem Weg nach Las Vegas, Sprockhövel, Wanne-Eickel oder wohin auch immer.
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SOUNDTRACK
Spongebob Squarepant - Music From The Movie, And More...
Hinter vorgehaltener Hand spricht man seit längerem über die seltsamen Abenteuer eines sympathischen, skurrilen Schwammes mit brauner Hose, dessen Berufung es ist, Krabben-Burger zu braten. Auch seine Freunde Patrick der Seestern, Thaddäus der griesgrämige Nachbar, Sandy das Eichhörnchen und Gary die unscheinbare Schnecke, haben sich längst bei Gross und Klein ins Gedächtnis eingeschlichen. Einen Tag vor Weihnachten feiern die Bewohner von Bikini Bottom mit dem Film "Spongebob Schwammkopf" ihr Leinwand-Debüt. Was eigentlich einmal für Kinder gedacht war, entwickelte sich auch bei den Altersgruppen 20+ schnell zum Kult. Dementsprechend wartet der Soundtrack zum Spongebob-Film mit einer kuriosen Mischung aus kindlich naiven Songs aus Pop, Rock und Hip Hop auf. Das Titelthema singt Avril Lavigne neu ein und trimmt es kräftig auf Rock. Da kann man schon mal ein verdutztes Spongebob-Gesicht aufsetzen.
Daneben begleiten die Indie-Bands Wilco, The Shins und The Flaming Lips mit einem exklusiven Spongebob-Song die Reise des geschwätzigen Schwamms. In der zweiten Hälfte des Soundtracks warten die Spongebob-Macher dann mit zwei faustdicken Überraschungen auf. "Ocean Man" von Ween und "You Better Swim" aus der Hardrockfabrik von Lemmy Motörhead Kilmister dürfen wir wohl unter dem Stichwort musikalische Früherziehung verbuchen. Zwischendurch melden sich Spongebob und sein Freund Patrick ein ums andere Mal zu Wort und tischen einige zweifelhafte Songs auf. Im Film mögen diese vielleicht ganz gut funktionieren, auf einer CD erschöpft sich ihr Spassfaktor sehr schnell. Gute Tunes wie "Ocean Man" oder "You Better Swim" hängen seltsam beziehungslos in der Luft, was den Soundtrack höchstens für absolute Spongebob-Maniacs zum Pflichtkauf macht. Ein Track sticht jedoch aus all der seltsamen Spongebob-Musik heraus. Die Berliner Formation Electrocute, die vor wenigen Wochen ihr Debütalbum "Troublesome Bubblegum" in die Läden stellte, begeistert mit ihrer unbekümmerten Mischung aus rockigem B 52's-Drive auf elektroidem Fundament. "Bikini Bottom" ist leider das einzige wirkliche Highlight des Spongebob-Soundtracks. Bleibt zu hoffen, dass der Film mehr kann als die Musik dazu.
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POP/ROCK
Kelly Osbourne: Sleeping In The Nothing
Kelly Osbourne hat die Gitarre ausgestöpselt und vertraut auf ihrem zweiten Album "Sleeping In The Nothing" ganz auf elektronische Klänge. Punk und New Wave waren gestern, heute spielt die Musik in der Disko. Die vorab ausgekoppelte Single "One Word" gibt die Richtung an: Sphärisch pfeifen die Keyboards auf und nieder, die Drum-Machine gibt einen gebremsten House-Rhythmus vor. "Edge Of Your Atmosphere" legt noch ein flotteres Tempo vor und besteht fast nur noch aus Rhythmus und Stimme, andere Stücke nähern sich dem Dance-Pop Kylie Minogues.
Ausnahmen wie "Uh Oh" oder das gitarrenlastige "Don't Touch Me" bestätigen nur die Regel. Für Ohrwurmcharakter und satten Sound verbürgt sich Produzentin und Co-Songschreiberin Linda Perry (4 Non Blondes), die bereits mit Christina Aguilera, Gwen Stefani oder Pink zusammen gearbeitet hat. Perry, die sich langsam zum musikalischen Selbstfindungs-Guru von jungen weiblichen Starlets entwickelt, hat den 80ies-angehauchten Sound perfekt auf Kellys etwas eingeschränktes gesangliches Können zugeschnitten. Im Gegensatz zum dynamisch luftigen Popsoundteppich sind die Texte oftmals keine leichte Kost und sehr persönlich gefärbt. In "Don't Touch Me" singt der Osbourne-Spross über eine Date-Vergewaltigung, in "Save Me" thematisiert sie ihre Drogenabhängigkeit, und in "Redlight" spricht sie ihre nagenden Selbstzweifel und Unsicherheiten an. Fräulein Osbourne erscheint tatsächlich etwas reifer und erwachsener.
Es ist nicht zu erwarten, dass man Kelly für ihren zweiten musikalischen Output Anerkennung und Respekt en masse entgegenbringen wird. Erstens hat dank der schrägen Osbourne-Familienshow fast jeder eine vorgefertigte Meinung über Ozzys Osbourne jüngste Tochter; da sich Dramaqueen Kelly in der MTV-Produktion nicht selten mit nervend theatralischem Getue hervorgetan hat, ist das allgemeine Bild wohl oft nicht sehr positiv. Zweitens hat ihr auch das bemüht rotzige Debüt "Shut Up" nicht unbedingt zu Achtung und Glaubwürdigkeit verholfen. Und jetzt noch dieser übergangslose Wechsel von US-Edel-Punk zu Elektro-Pop ...
Doch werfen wir einmal alle Vorurteile über Bord: "Sleeping In The Nothing" hat durchaus eine Chance verdient. Zumindest alle tanzwütigen Elektro-Pop-Fans sollten eigentlich ihre Freude an diesem Album haben.
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POP/ROCK / ALTERNATIV
Teenage Fanclub: Man Made
Seit nunmehr beinahe 20 Jahren beglücken die längst dem Teeniealter entwachsenen Herren von Teenage Fanclub die Welt mit zeitlosen Popperlen in der Tradition von Bands wie den Byrds, Beatles oder auch den längst vergessenen Kaleidoscope. Einziges Problem: the world won't listen. Zumindest nicht in dem Umfang, wie die sympathischen Schotten dies eigentlich schon lange verdient hätten. Und während sich TF-Clones wie Travis bei Erdeeren und Champagner verlustieren und ihren Popstarstatus geniessen, sitzen Teenage Fanclub im Norden der Insel, schreiben unermüdlich ihre wunderschönen Songs und nehmen eine Platte nach der anderen auf. So ist "Man Made" bereits das neunte "echte" Studioalbum, eine Best Of nicht mitgerechnet. Und wie eigentlich alle bisherigen Veröffentlichungen ist auch "Man Made" ein rundum gelungenes Werk, das man ganz entspannt von vorne bis hinten durchhören, ohne dass ein wirklich schwacher Track den Genuss stören würde. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich bei TC gleich drei ausgewachsene Songwriter tummeln, so dass die Hauptlast des Schreibens auf mehreren Schultern verteilt ist, und jeder der Herren Blake, Love und McGinley das mittelmässige Materil zu Hause in der Schublade lassen kann. Qualität statt Quantität heisst hier die Devise. Wobei ich persönlich ganz klar die Songs, für die Norman Blake verantwortlich zeichnet, als Highlights von "Man Made" sehe. Da ist zum einen das hintergründige "Cells", das im leicht folkigen Gewande daherkommt und bittersüss vom Leben, Altern und Tod erzählt, zum anderen das brillante "Flowing", mit dem TC Fanclub die Sonne von Osten bis Westen verfolgen. Surf- und Love-Sound aus den vielleicht doch nicht so rauhen schottischen Highlands. Da auch die restlichen zehn Tracks den beiden Hits kaum nachstehen, ist "Man Made" die perfekt Platte, um den noch jungen Sommer gebührend zu empfangen. Mal sanft und verträumt ("Only With You"), mal mit fast schon jugendlichen Elan ("Slow Fade") zelebrieren TC routiniert ihr Ding. Und dieses Ding ist geprägt von unaufgeregtem Wohlklang und ausgeklügelter Harmonie, die trotz eher geringer Schlagzahl nie seicht oder belanglos herkommt. Sondern einfach nur davon erzählt, dass das Leben eine wundervolle Sache sein kann. Falls man ein Surfbrett, eine Gitarre und/oder eine Teenage Fanclub-Scheibe zur Hand hat.
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MUSIK DVD TIPP
Pain Of Salvation: Be Live (DVD + CD)
Mit "BE" haben es Pain Of Salvation zuletzt ihren Fans ziemlich schwer gemacht. Nicht nur, dass das Werk ungewöhnlich schwer zu verdauen war, die sehr metaphysische Thematik war auch kaum jedermanns Sache. Nun liegt zur CD auch die DVD vor, die die Band zusammen mit dem Orchestra of Eternity in ihrer Heimatstadt Eskilstuna aufgenommen hat. Was auf CD vielleicht schon eine Nummer zu gross war, gewinnt auf DVD dank dem zusätzlichen visuellen Aspekt enorm an Transparenz. Daniel Gildenlöw im weissen Büssergewand auf die Bühne schreiten zu sehen, mag vielleicht etwas lächerlich wirken, aber die Live-Umsetzung dieses Epos ist schon bemerkenswert. Dass sich PoS nicht mit Halbherzigkeiten zufrieden geben, war zu erwarten. Was sie sich aber für die Aufführung von "BE" haben einfallen lassen, kommt der Perfektion nahe. Nicht nur die Bühnenaufteilung und Gestaltung ist faszinierend, auch die Beleuchtung ist als Stilmittel ungemein wichtig, und durch das gelegentliche Einblenden kurzer Filmszenen steigt die atmosphärische Dichte des Kunstwerks noch weiter an. Nach "Pluvius Aestivus" ist es Zeit für Daniel, das Büssergewand abzulegen, und auch sein Bruder wechselt vom Contrabass zur elektrischen Ausgabe, die sich um den Hals hängen lässt. "Nauticus" klingt zwar immer noch wie ein paar Weisse, die verzweifelt versuchen, schwarz zu klingen, aber auch hier hilft die schlichte Optik der eingeblendeten Filmsequenzen über das Schlimmste hinweg. Für "Mr. Money" hüllt sich Mr. Gildenlöw in feinen Zwirn mit Sonnenbrille und mimt den smarten Geldsack - er schlüpft über den Set hinweg in immer andere Rollen.

Die Bühnenaufführung bildet natürlich das Kernstück dieser Veröffentlichung, die Extras sind (abgesehen vom 48-seitigen Booklet) meist nur Beiwerk. Ob man sich das komplette Schauspiel noch mal mit Audiokommentaren von Daniel und Frederic oder, noch viel verwirrender, in Form des "Religious Fanatics Tracks" antun muss, bleibt Ermessenssache. Es kann jedoch nicht schaden, sich auf die Suche nach dem Hidden Menu zu machen und dort noch etwas zu stöbern, Humor und Spass beweisen die Jungs von PoS dabei allemal. Da sich die Aufführung, die Songs und auch die Titel vom Studioalbum "Be" unterscheiden, ist die zusätzliche Audio-CD auch noch eine nette Beilage. Auch wenn ich mir die Studioproduktion immer noch nicht am Stück zu Gemüte führe, so handelt es sich bei der DVD Produktion definitiv um ein innovatives Stück Kunst.
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BUCH TIPP
Lebensweisheiten berühmter Popmusiker: 500 unterhaltsame Lebensweisheiten berühmter Pop-Musiker für Reden, E- Mail, Gästebuch, zum Schmunzeln und zur...
Wenn Pop-Stars reden, nehmen sie oft kein Blatt vor den Mund und sprechen aus, was Politiker und andere Zeitgenossen sich nicht trauen. Nicht selten kommen dabei profunde Erkenntnisse über ihre Lippen, die Diskussionen auslösen, Debatten bereichern oder zu geflügelten Worten im Alltag werden.Und häufig bringen sie etwas so unnachahmlich auf den Punkt, dass man am liebsten laut losprusten möchte, Alphabetisch nach Themen sortiert, versammelt dieses Buch die witzigsten, skurrilsten, pointiertesten, nachdenklichsten und einsichtigsten Sprüche und Zitate aus 50 Jahren Rock-Musik. Von Elvis Presley bis Eminem kommen hier all jene zu Wort, vor denen uns
unsere Eltern immer gewarnt haben.Einige Beispiele: Alkohol: Ich habe keine Probleme mit Alkohol. Es sei denn, ich kriege keinen (Tom Waits) Alter: Man ist nie zu alt, nur zu spät (Nina Hagen) Verstand: Von allen Dingen, die ich verloren habe, vermisse ich am meisten meinen Verstand (Ozzy Osbourne) Vertrauen: Vertraue niemandem. Halte grundsätzlich jeden für ein
Arschloch, bis er das Gegenteil bewiesen hat (Frank Zappa)
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Text-Quellen: Diverse
01.06.2005 12:57:05 / enzo
Alle Angaben ohne Gewähr
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